Cindy Sherman, Untitled, 2007-2008
C-print / © Cindy Sherman, Courtesy
the artist and Metro Pictures, New York


Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 29 / 21. Dezember 2009
#ICP New York: «Dress Codes»
  5/8
kunst
ICP New York: «Dress Codes»

Cindy Sherman (New Jersey, *1951) zeigt Gruppenfotos von Frauen, scheinbar an einer Party spontan aufgenommen. Doch die Frauen tragen nicht nur die selben Kleider, sondern sind ein und die selbe Person (wie bei Sherman üblich, die Künstlerin selbst). Damit begegnet sie dem Diktat der Modeindustrie, die Individualität und persönlichen Stil zelebriert, mit einer schonungslosen Ironie: der Drang zur eigenen Darstellung wird zur Massenveranstaltung und verfällt so wieder der Gleichförmigkeit.

Auch Valérie Belin (Frankreich, *1964) kritisiert die uns von der Modeindustrie aufgezwungene Ästhetik. In ihrer unbetitelten Serie von grossformatigen Fotos zeigt sie Porträts von männlichen und weiblichen Models, die dem heutigen Schönheitsideal entsprechen. Die Makellosigkeit der Gesichter entbehrt jeder Persönlichkeit: die Menschen gleichen sich der Ausdruckslosigkeit von Schaufensterpuppen an.

Thorsten Brinkmann (Deutschland, *1971) treibt ein doppelbödiges Spiel mit dem Drang zur individuellen Darstellung des Menschen durch seine Kleidung und dem gleichzeitigen Wunsch, die eigene Persönlichkeit hinter der Kostümierung zu verbergen. Brinkmann fotografiert sich selbst in aussergewöhnlichen Kostümen, die er aus Second-Hand Stoffen, auf Flohmärkten gefundenen Objekten oder Haushaltsgegenständen eigenhändig anfertigt. Doch auf seinen Bildern wie etwa «Drune Quoll» (2007) verbirgt sich der Kopf ebenfalls unter Kleidungsstücken. Die Entschlüsselung des «Dress Codes» wird zur Knacknuss: mit dem Fehlen des Gesichtes fehlt uns ein nötiger Koordinationspunkt.