War es die härtere Betonung des Reggae, der den Texten dann mehr Nachdruck verlieh und ihn so zusätzlich populärer machte?
Ich wage zu behaupten, dass die politische Seite des Reggae beim weissen Publikum viel mehr auf offenere Ohren stiess als vor Ort selber. Als ich in den achtziger Jahren für das Buch oder kürzlich für den Film in Jamaika war, stellte ich fest, dass sich die Einheimischen gar nicht so viel Reggae anhören, dafür umso mehr R’n’B aus den USA. Meiner Meinung nach wird die politische Sprengkraft des Reggae bei uns überbewertet wie auch das Kiffen, nicht mal die Hälfte der Musikerinnen und Musiker tun dies – es passt bei uns einfach gut ins Bild.
Es wirkt etwas ambivalent, wie im Film die Musiker über das Thema der «rude boys» sprechen...
Auch der Begriff ist doppeldeutig. Eine Übersetzung meint schlicht Kriminelle in allen möglichen Ausprägungen – und die Jamaikaner hassen es ja auch, dass sie in der Nacht wegen der Gewalt nicht irgendwohin gehen können. Eine andere Bedeutung liegt in der Rebellion – die Wailers nannten sich anfangs ja auch «Rude Boys» – und damit ist gemeint, dass man sich nicht mit der aktuellen Situation zufrieden gibt. Im Lied «Rudies Don’t Fear» von Derrick Morgan, das auch unter den