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das kulturelle überformat
Nr. 29 / 21. Dezember 2009
#Joe Sacco
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comic
Joe Sacco

Und erlebt, wie es beim Grab Abrahams, einer für Juden und Muslime heiligen Stätte, zwischen Juden und seinem arabischen Führer zu Wortgefechten kommt. Neben Jakob und Joseph spielt Abraham als Stammvater auch im Koran eine wichtige Rolle. Die Szene ist beispielhaft für den scheinbar unlösbaren Konflikt. Dass endlose Auseinandersetzungen oft dort stattfinden, wo sich die Parteien im Grunde geistig nahe stehen, ist ein besonders gravierender menschlicher Defekt.

Genau hinsehen

   
Sacco will es genau wissen und lässt sich per Taxi in die einschlägigen Gebiete fahren, nach Nablus, Ramallah und in die Flüchtlingslager. Der Comicreporter erfährt arabische Gastfreundschaft, in der ärmlichsten Hütte offeriert man ihm Tee. Die erste Intifada ist gerade vorbei, es werden aber immer noch Palästinenser verhaftet, die man der Konspiration verdächtigt. In Nablus lernt Sacco einen Studenten aus Kalandia kennen, der nicht nachhause und dort fertig studieren kann, da er erfahren hat, dass er dort von den Israelis gesucht wird, ohne dass es dafür nach seiner Meinung einen Grund gibt. Und ein
palästinensischer Familienvater, der über drei Wochen in israelischer U-Haft festgehalten wurde, erzählt besonders detailgetreu von Misshandlungen. Er musste stundenlang mit einem nach Urin stinkenden Sack über dem Kopf und gefesselt auf einem Stuhl sitzen, der Schlafmangel bescherte ihm Halluzinationen. Nach neunzehn Tagen kam er mangels Beweisen für die von ihm bestrittenen Kontakte zu Extremisten frei.