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das kulturelle überformat
Nr. 29 / 21. Dezember 2009
#Joe Sacco
  4/7
comic
Joe Sacco

Gerade anhand dieser Erzählung lässt sich die optisch effektive Arbeitsweise Saccos demonstrieren. Die Haft des Palästinensers schildert der Comicreporter zunehmend kleinteiliger, das Splitten in schliesslich zwanzig gleichgrosse Panels pro Seite vermittelt die Enge der Zelle sowie die Qual der eintönig verrinnenden Stunden. Saccos Zeichnungen sind in karikierendem Realismus gehalten und nähern sich stilistisch zunächst den US-amerikanischen U-Comics der Sechzigerjahre, vorab denjenigen von Robert Crumb. Grotesk grosse Hände und Füsse. Nach und nach findet jedoch eine formale Verfeinerung statt. Lokalkolorit, etwa dasjenige eines aus der Vogelperspektive dargestellten, verregneten Flüchtlingslagers, wird stimmig festgehalten.

Unlösbarer Konflikt?

Obwohl sich Sacco vorwiegend um die Lage der Palästinenser kümmert, ist er keinesfalls blind und taub für andere Belange. Die damals schon zunehmend an Einfluss gewinnende, radikalislamische und grundsätzlich Israel feindliche Hamas, die bis heute durch ihre Haltung einen Friedensprozess so gut wie verunmöglicht, kriegt ihr Fett weg und die Kopftuchfrage diskutiert Sacco sowohl mit Befürworterinnen als auch mit Gegnerinnen. Er schildert überdies, wie eine christliche Palästinenserin ohne Kopftuch von Hamas-Anhängern beschimpft und drangsaliert wird.