Um Missverständnissen vorzubeugen: es handelt sich bei «Palästina» um die sehr persönlichen Aufzeichnungen des Joe Sacco, der sich, eines einseitig israelisch-amerikanischen Bildes des ewigen Konfliktes müde, 1991/92 nach Israel begab, um dort vor Ort zu recherchieren. Vor allem bei den Palästinensern, zwecks Korrektur der eigenen amerikanisch beeinflussten Haltung. Denn der aus Malta stammende Sacco hat lange in den USA gelebt und studiert. Deutliche Worte des Autors finden sich in der Einleitung zu «Palästina»: «Es ist kein ‹objektives› Werk, wenn man unter Objektivität den amerikanischen Ansatz versteht, der beiden Seiten das Wort gibt, sich aber nicht um die Darstellung der Realität kümmert. In diesem Buch wollte ich nicht objektiv sein, sondern ehrlich.»
Gezeichnetes Elend
Was damals für Sacco hiess, sich in die Palästinensergebiete zu begeben und das dort Erfahrene aufzuzeichnen. Und zwar im buchstäblichen Sinne: mit dem Zeichenstift. Unbefangen und etwas naiv, benimmt sich Sacco zunächst wie ein westlicher Tourist und besucht die historischen Stätten in Jerusalem. Zusammen mit einem japanischen Fotografen dringt er sodann in palästinensische Gebiete vor, erlebt Demonstrationen gegen die Israelis, und zwar sowohl gewaltfreie als auch gewalttätige. Er beobachtet, wie im vorwiegend palästinensischen Hebron Enklaven orthodoxer Juden mitten in der Stadt von bewaffneten Soldaten bewacht werden müssen.