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Nachrichten aus der grossen Geisterstadt Wien (13)
Im Tunnel
Die geschätzte Redaktion von TheTitle hat gefragt, ob ich jahresabschlusstechnisch etwas zu bemerken hätte. Ich muss auf diese so freundliche wie berechtigte Frage so brüsk wie stets antworten: Nein, hab ich nicht.
Wieso? Weil wir in Wien jetzt in unseren Mittwinter-Tunnel eingetreten sind. Und da gibt es in Wahrheit nichts mehr zu bemerken. Dieser Tage erinnert sich in Wirklichkeit kein Wiener daran, was das Jahr so alles gebracht hat. Er weiss es gar nicht. Der Mittwintertunnel ist nämlich quasi aus dem Jahr gerückt. Aus der Zeit und aus dem Raum.
Ich kann Ihnen diesmal also nur ein Art Ansichtskarte schreiben. Wie es jetzt ist bei uns. Meteorologisch. Atmosphärisch. Zwischenmenschlich.
Der Plafond über unser aller Seelen trägt einen Namen: Hochnebel. Man muss weit über eine Stunde nach Süden fahren, dann erreicht man endlich einen Berg, dessen Spitze über den Hochnebel des Wiener Beckens ragt. Der Berg heisst die Rax, und eine Gondel führt hinauf. Oben steht man dann und blickt auf den trüben Spiegel einer grauen Suppe, die Sonne beleuchtet nichs als einen selbst, und man spürt: Eigentlich hat man hier nichts verloren. Einsichtig kehrt man unter den Hochnebelplafond zurück.