Fans statistisch gesehen ungefähr bei null liegt. Was das wohl wieder bedeuten könnte?

Zurück zu den Listen. Ich bin es mir ja gewohnt, dass die Jahresbestenlisten von Pop-Postillen mit Platinblondinen, tätowierten Titanen und bling-behangenen Schönlingen gefüllt sind, die ich nimmer im Leben freiwillig in die Nähe meines Grammofons liesse. Dass aber auch die britischen Rockillustrierten, zu deren Zielpublikum eindeutig auch ich gehöre, mit ähnlich befremdlichen Listen aufwarten, ist eine gänzlich neue Erfahrung. Zwar liegen mir erst die Hitparaden vom Evergreen- und Seriös-Rock-lastigen «Mojo» und von «Q» vor. Letzteres hat mittlerweile sein Zielpublikum vom Alter her heruntergesetzt und zielt jetzt so ungefähr auf die Altersgruppe 18 bis 28 ab. Aber bereits ist mir sonnenklar vor Augen geführt worden, dass ich in diesem Jahr völlig am Zeitgeist vorbeigeschnuppert habe. Schlimmer noch: ich muss zugeben, dass ich den Zeitgeist nicht ausstehen kann. Beispiel «Mojo»: 1. Fleet Foxes, 2. The Last Shadow Puppets, 3. Paul Weller, 4. Bon Iver, 5. Nick Cave, 6. The Hold Steady, 7. Glasvegas, 8. The Week That Was, 9. The Bug, 10. Neil Diamond.

An der Spitze Fleet Foxes und auf Rang vier Bon Iver – Alben, die, wäre ich schlecht gelaunt, als widerlich bezeichnen würde. An dieser Stelle will ich mich aufs Prädikat «kitschig» beschränken. Die säuselnden Harmoniegesänge der Fleet Foxes gemahnen mich an die belangloseste Westküsten-Konfektion der Sixties. Und die wehleidigen Berghüttenlieder von Bon Iver sind so interessant wie die narzisstischen Nabelschauen adoleszenter Pfadfinder, die sich unglücklich in die Nachbarstochter verliebt haben. Die Chansons der letzten «Schattenpuppen» sind zwar durchaus elegant, Wellers Experimente mutig und swingend – aber sind sie wirklich soooo gut? Bleibt in den Top 5 Nick Cave mit «Dig, Lazarus, Dig!!!» – nun, das kann ich unterschreiben. Der gesamte Rest der Top 10