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das kulturelle überformat
Nr. 20 / 5. Dezember 2008
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
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gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

auch wenn kritische Geister diese Affirmation, die ja durchaus überwältigend wirken soll, natürlich gern hohl und dumpf empfinden. Aber genauso geht es ja oft zu in der besten populären Kunst. Man muss ja nicht immer allen den Spass verderben, das kann man doch zu Hause für sich tun. «...noch einmal/ nur diese wiesen gepriesen, belaufen/ den mai hier gefeiert, gelebet, geliebt», dichtet im Koons-Katalog Rainald Goetz, der Deutsch am Schönsten singen kann. Und sicher daher auch so oft am glücklichsten und ansteckendsten strahlt, wenn man ihn an einem Tresen stehen sieht, wie er sich freut über Uwe Tellkamp und das eigene, fertige «Klage»-Werk.

Ich habe derweil entdeckt, dass bei mir gegenüber Samstagabends nach der Sportschau die Anonymen Alkoholiker tagen. Was ich, angesichts der unvermeidlichen, affirmativen Dezemberumtriebe recht beruhigend finde. Vielleicht besuche ich sie zum neuen Jahr. Ich stelle mich vor, wie es die Höflichkeitsregeln verlangen, «ich heisse Markus, ich bin Alkoholiker». Und bitte sie, mir das Singen wieder beizubringen und mich mit prallem Karmakonto auszuwildern. Uns allen ein schönes Neues Jahr.

Markus Schneider







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