INRI steht dort ENSOR («Calvaire», 1886). Oder aber im über zwei Meter hohen Gemälde «La Vive et rayonnante: L’Entrée à Jerusalem» (1885), in dem es nur von Menschen wimmelt. Es sind gierige, sensationslüsterne Fratzen zu erkennen, Totenköpfe, schmierige Clowns und es werden Transparente hochgehalten: «Mouvement Flamand», «Salut Jesus Roi de Bruxelles» oder «Les charcutiers de Jerusalem». Und irgendwo ganz klein in der Mitte des Bildes – der Betrachter muss ihn suchen – reitet ganz klein Jesus Christus auf einem Esel.
Dass sich Ensor mit solchen Bildern nicht nur Freunde machte, versteht sich von selbst. Heute könnte er sich wohl hervorragend vermarkten, etwas, dass er in der zweiten Hälfte seines Lebens auch tat.
Gesellschaftsfähig geworden, verbrachte er die meiste Zeit damit, seine eigenen Bilder zu kopieren, um Sammler zu befriedigen oder Drucke seiner Werke herzustellen. Nebenher war er ein umworbener Gesellschafter: Wassily Kandinsky und Ernst Nolde erwiesen ihm genauso die Ehre wie Albert Einstein. Dass er in den USA Fuss fasste, erlebte er allerdings nicht mehr. Zwei Jahre nach seinem Tod im Jahre 1949 organisierte das MoMA die erste Retrospektive. Das MoMA war auch die erste amerikanische Institution, die 1940 ein Bild des Belgiers erwarb («Terribles