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das kulturelle überformat
Nr. 27 / 15. September 2009
#James Ensor
  4/11
kunst
James Ensor

gemahnend – auch lichtdurchschwängerten Gemälden selber inszeniert. Der Tod, die Religion und die dunklen Seiten des Karnevals mit ihren Menschen, die hinter mehrdeutigen Masken ihr wahres Gesicht verbergen, stehen zu jener Zeit im Mittelpunkt der produktivsten Phase Ensors. Er, der zwar in Brüssel studierte und dort auch die Künstlergruppe Les Vingt mitbegründete, um neue und unkonventionelle Kunst zu fördern, kehrte nach Meinungsverschiedenheiten über die künstlerische Ausrichtung erneut nach Ostende zurück. Was den expressiven Ensor, der sich höchstens bei der Darstellung des Horizontes oder des göttlich oder bedrohlichen Lichtes impressionistischen Versatzstücken bediente, erzürnte. Er sollte zeit seines Lebens in der belgischen Küstenstadt bleiben. Es dauerte allerdings bis 1929, als ihm der belgische König den Titel eines Barons verlieh, dass er gesellschaftsfähig wurde. Es wird angenommen, dass die Provokationen in seinen Bildern des vorderen Jahrhunderts nach dem 1. Weltkrieg anders betrachtet wurden – in gewissem Sinne vielleicht auch als mahnende Vorankündigung auf den gesellschaftlichen Zerfall.

Gerade seine religiösen Kommentare haben auch heute noch nichts von ihrer Angriffslust verloren. In einem ganz kleinen Bild stellt er die Kreuzigung Jesu dar, doch wer genau hinsieht, erkennt den Maler selbst am Kreuz und statt


Skeletons Fighting Over a Pickled Herring. 1891
Oil on panel, 16 x 21.5 cm
Musées royaux des Beaux Arts de Belgique, Brussels / © 2009 Artists Rights Society (ARS), New York / SABAM, Brussels