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das kulturelle überformat
Nr. 27 / 15. September 2009
#Kolumne von Ernst Molden, Wien
  3/3
gedankengang
Kolumne von Ernst Molden, Wien

Schon an der Westeinfahrt geniesse ich das schwefelige Abendlicht, das die Wiener Wolkenbäuche auf die Wiener Dächer zurückwerfen. Ich sauge tief den Geruch nach klammen Strassenbahnschienen und weißlich vertrockneten Hundeexkrementen ein. Ich geniesse den Klang des urbanen Slangs. Ich sauge den Sound vieler Fremdsprachen ein, die ich hier endlich hören kann. Und welche Krise mit Wien ich auch immer hatte, bis ich zuhaus bin, ist sie vorbei.

Mein diesjähriger Lieblingsfilm, Wolfgang Murnbergers dritte Wolf-Haas-Verfilmung «Der Knochenmann», geht zu meiner Genugtuung übrigens darauf ein. Am Ende des Filmes steht der von Josef Hader gespielte Detektiv Brenner nämlich an Wiens hässlichster Stadtautobahn, der Südosttangente, er hat eine Panne und hält jenen seiner Finger in der Hand, den ihm draußen am Land der von Sepp Bierbichler gespielte Mörder abgeschnitten hat.

Hader schaut verträumt auf die vorbeifahrenden Laster, raucht mit der gesunden Hand einen Joint und stellt versonnen fest, daß es schon sehr schön sei, hier in Wien.

Ernst Molden




Kolumne
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GELESEN
und
vertont
von
Ernst
Molden