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das kulturelle überformat
Nr. 27 / 15. September 2009
#Sambal Oelek
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comic
Sambal Oelek

Seinen ersten Comic veröffentlichte Sambal Oelek 1987 im Rotpunktverlag. Unter dem Titel «Leidplanken» wurde hier in einer Bildergeschichte darüber spekuliert, was geschähe, wenn die Autopartei – damals in aller Munde – an die Macht käme. Oelek: «Der Autopartei-Mitgründer Michael Dreher war wohl der erste, der den Comic las. Der bestellte das Buch, bevor es draussen war. Er wollte wissen, ob er eine superprovisorische Verfügung zur Verhinderung der Veröffentlichung erlassen könne. Der Inhalt war jedoch dermassen abgehoben, dass nichts daraus wurde.»

Nach der Serie «Jünglingserwachen – die ersten 38% aus Le Corbusiers Leben» (1988-1990), die zunächst in der Architekturzeitschrift Hochparterre erschien, sorgte Oelek dann vor allem 1993 mit «Der Sprayer von Zürich» für Furore. Das Buch dreht sich um das dramatische Leben des Zürcher Künstlers Harald Nägeli, der als Person typisch ist für jene obsessiven, zwiespältigen und engagierten Figuren, wie sie Sambal Oelek faszinieren. Den «Sprayer» könnte man als «Nachtbuch» bezeichnen. Oelek schildert in Blaugrauschwarz, wie Nägeli während den späten 1970er-Jahren im Schutze der Nacht beginnt, auf Zürcher Gebäuden und Gemäuer seine ästhetisch stets ansprechenden und formal sicher gesprayten Figuren zu hinterlassen. In einem Zürich, das bis in jene Zeit hinein von den stieren Seiten der Zwingli-Reformation über weite Strecken geprägt war, das jedoch damals schon einen tolerant-liberalen Untergrund besass, beispielsweise jenen der Homosexuellen-Szene. Freiheit in der Finsternis, zu welcher der Sprayer neue und kreative Facetten beitrug.