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das kulturelle überformat
Nr. 27 / 15. September 2009
#Sambal Oelek
  8/13
comic
Sambal Oelek

Die nicht unbedingt actiongeladene Handlung, die sich neben Rückblenden vor allem um den bedrohten Stockalper und seine Flucht dreht, erhält durch die Tiersymbolik grosse Attraktivität. Während der von Todesahnungen heimgesuchte Magistrat über sein Erbe sinniert, kreist ein Totenkopffalter über den Panels. Andere erfahrene Comiczeichner mögen qualitativ stagnieren, bei Oelek lässt sich gerade anhand des Stockalper-Bandes eine Reifung feststellen. Die Zeichnungen sind formal sicher, die Kolorierung ist ästhetisch geschmackvoll, während die Erzählung ruhig und in schönen, barock-opulenten Bildern dahinfliesst.

Dem 1945 in Spiez geborenen Sambal Oelek schwebte schon früh ein künstlerischer Beruf vor. Gegen den Konsum von Comics hatten seine Eltern keine Einwände, was in der Epoche, in welcher Oelek aufwuchs, nicht selbstverständlich war. Nach dem Gymnasium entschied sich Oelek für ein Architekturstudium in Zürich und während dieses Studiums wurde er zum engagierten 68er. «Die Fakultät der Architekten war damals an der ETH der wichtigste Brandherd», erinnert sich Oelek, der eine ganze Weile als Präsident des Fachvereins der ETH-Architekturstudenten fungierte. Für etliche Jahre verschrieb sich Oelek anschliessend einer radikal-marxistischen Linie und lernte Hilfsschriftsetzer, um an der Basis und bei den Arbeitern tätig zu sein, da er fand, die Revolution könne nur von unten kommen. Beim Tagesanzeiger flog er als Korrektur raus, da er eine Karikatur des Zeitungsbesitzers Coninx in Umlauf gebracht hatte.