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das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Kolumne von Hanspeter Künzler, London
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gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler, London

in solchen Momenten an den Fingern kleben geblieben sind. Immerhin war ich bei der Anschaffung dieser Alben nie so betrunken gewesen, dass ich das Bezahlen vergessen hätte. Wäre ja noch schöner gewesen – wegen «Salisbury», «A Glass of Champagne» oder «Chirpy Chirpy Cheep Cheep» drei Wochen im Brixton Prison hocken zu müssen! In der Tat habe ich in meinem ganzen Leben nur einmal gestohlen. Auch damals war ich besoffen. Auch damals – es muss in den späten Seventies gewesen sein – war ich in einen Plattenladen geraten. Münsterton oder so hiess der und befand sich am Zürcher Limmatquai. Weiss der Himmel, welcher Affe mich ritt, aber als ich da so durch’s Vinyl wühlte, verfiel ich auf den tiefsinnigen Gedanken, dass es die viele schöne Musik in dem Shop verdienen würde, befreit zu werden, ehe sie durch einen blöden Zufall in einer Sammlung mit lauter James Last und Costa Cordalis hängenbeiben konnte – aber natürlich steckte in meinem Portemonnaie kein Rappen.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, entdeckte ich in der Plastiktasche, die ich immer bei mir trug, nicht nur das Kerouac- Buch, das ich aus Image-Gründen gerade zu lesen vorgab, sondern auch mehrere sogenannte Langspielplatten, die ich im Leben noch nie gesehen und ganz eindeutig zu bezahlen vergessen hatte. Zu meiner grossen Erleichterung hatte ich trotz  Beduselungszustand mirakulös guten Geschmack bewiesen. So befand sich unter dem Diebesgut das grossartige Jorge Ben-Album «Samba Nova», das mich erst auf die Freuden brasilianischer Musik brachte. Es befand sich darunter das Album «Pierre de Grenoble», die erste Platte, die Gabriel Yacoub nach seinem Ausstieg bei Alan Stivell einspielte, ehe er die zeitlos schönen Malicorne formierte. «Raw Power» von den Stooges war dabei, «Cool Rasta» von den Heptones und «Libertango», eine Sammlung der besten frühen Momente vom argentinischen Bandoneonisten Astor Piazzolla. Der Himmel weiss, wie diese Selektion zustande kam. Bereut habe ich sie jedenfalls nie. Geklaut habe ich seither auch nie mehr, in bierseligem Zustand