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das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
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gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

«Nehmt doch Pillen!»

Es ist doch wirklich lustig, wie sich die Musikindustrie windet und dreht, um ihren Untergang nicht eingestehen zu müssen. Gerade liegen wieder einige sogenannte Watermarked-CDs vor mir, also Vorab-Alben, die man, sollte ich sie ins Netz stellen, zu mir zurückverfolgen könnte. Man würde mich dann an den Pranger stellen, foltern und vierteilen. Oder Schlimmeres. Der Verdacht, die Kollegen und ich seien potenzielle Kriminelle, stört mich nicht wenig. Vor allem weil – ich muss mich da kurz outen – ich auch schon Musik gerippt habe, als nämlich die Industrie einmal wieder mit der Begründung eines möglichen Lecks die Verschickung von Vorab-Alben ablehnte und so verhindern wollte, dass Kritiken am Tag der Veröffentlichung erscheinen könnten, da habe ich wie jeder moderne Mensch einfach ein bisschen im Netz gekramt und das hochsicherheitsgeschützte Album lässig und komplett fast eine Woche vor dem VÖ, wie man sagt, gefunden. Damit war die Aktualität der Tagespresse gewährleistet. Ich habe deswegen keinesfalls ein schlechtes Gewissen. Ich finde das Getue der Firmen nämlich doof. Nicht, versteht sich, die legitime Forderung der Künstler und ihrer Vertreter, nach Entlöhnung.

Ich bin selbstverständlich dafür, dass Künstler korrekt bezahlt werden. Dann machen sie nämlich bessere Kunst, weil sie sich nicht dauernd ums Geldverdienen kümmern müssen. Und bessere Kunst hilft uns doch allen immer. Auch den verwertenden Angestellten missgönne ich keineswegs die Existenz. Nur das Gejammere geht mir auf die Nerven.

Dieter Gorny übrigens, Viva-Erfinder, Professor für Kulturwissenschaft in Hamburg und Vorsitzender des Verbands der deutschen Pharma- Verzeihung: Phonoindustrie, hat die Rechtediskussion und Userverfolgung irgendwie abgeschrieben und wirbt derzeit dafür, dass die Netzbetreiber entweder beginnen,