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das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
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gedankangang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

gigantische O2-Arena eröffnen, die wir auch Ozwo oder Dioxid-Welt nennen. So richtig knallig mit den Top-Knallern Grönemeyer und Metallica.

Überhaupt wird ja Popmusik gerade überall fünfzig oder noch älter. Letzte Woche waren sogar Iggy und die Stooges hier, zum Stooges-Stadl in der Spandauer Zitadellenburg, mit den schönsten Melodien aus Punk und Nihilismus. Am selben Tag wie im Nazi-Olympiastion Madonna übrigens, die vielleicht die einzige drogenfreie Musik der Popwelt spielt, ein rein auf Kontrolle und Selbstdisziplin gegründeter Hochleistungspop. Oder nimmt sie Steroide? Anders in jedem Fall Iggy Pop, über den, nebenbei, gerade eine schöne, schlicht nach ihm benannte Biographie von Paul Trynka auf deutsch erschienen ist. Dessen ledrige Echsenhaftigkeit schon höchst beeindruckend ist, wie sie so runzlig über dem muskulösen, einundsechzig Jahre lang geschundenen und mit allen Drogen vollgepumpten Körper liegt. Schön, dass er überlebt hat, um heute in Klassikern wie «No Fun», «Search and Destroy» oder «I Wanna Be Your Dog» davon zu berichten. Natürlich sah er super lächerlich aus, aber genau daraus zogen er und das Publikum ihren Spass. Den Madonna lägst durch eine freudlose, protestantische Leistungsneurose ersetzt hat. Plädieren wir also für grössere Gelassenheit im Umgang mit stimulierenden, ein wenig illegalen Dingen. Viel Glück, Usain. Bis bald, Iggy. Nehmt doch Pillen.

Markus Schneider



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