Der Afrikaner
Jean-Marie Gustave Le Clézio

ch. Selten hat die Vergabe des Literaturnobelpreises derart polarisiert wie letztes Jahr. So mancher hätte lieber den Amerikaner Philip Roth ausgezeichnet gesehen als den Franzosen Jean-Marie Gustave Le Clézio – diesen «sehr verspäteten Romantiker», der monoton und langweilig schreibe. Wer sich vom Gegenteil überzeugen will, muss Le Clézios Buch «Der Afrikaner» lesen. Der Afrikaner ist niemand geringerer als sein Vater, ein englischer Tropenarzt, der die meiste Zeit seines Lebens auf dem Schwarzen Kontinent umherzog. Zwei Jahre lang lebte Le Clézio als Kind bei ihm – mit Folgen. Afrika, der «Strudel der Empfindungen», löste eine Initialzündung aus. Seitdem ist er von der Sehnsucht nach der archaischen Urwelt, deren Einfachheit und Naturverbundenheit befallen. Die Unschuld seiner Kindes-Erinnerungen bewirkt beim (zivilisationsgeschädigten) Leser genau dasselbe. Nach der Lektüre will man nur Eines: Die Koffer packen und ab in unberührte Welten.
Jean-Marie Gustave Le Clézio. Der Afrikaner. Aus dem Französischen von Uli Wittmann. Hanser Verlag. 136 Seiten. Fester Einband. Pappband,
€ 14,90 / CHF 27,20
Leseprobe »

Nie wieder!
Hans Magnus Enzensberger

ra. Reisen ist was Schönes, aber eben: nicht immer. Wer sich also mal selber in die Nesseln gesetzt hat oder aber, aus zeitlichen oder finanziellen Gründen, den Sommer daheim verbringen muss, dem sei dieses Buch ans Herzen gelegt. 1995 erschienen, ist es zwar offiziell nicht mehr erhältlich, aber antiquarisch online lässt es sich locker besorgen. Autor und Verleger Hans Magnus Enzensberger hat dieses Kleinod unter dem vielsagenden Titel «Nie wieder!» und dem noch eindeutigeren Untertitel «Die schlimmsten Reisen der Welt» als literarische Anthologie der gescheiterten Reiseerlebnisse zusammengestellt. Von Bruce Chatwin über George Orwell, Alfred Döblin, V.S. Naipaul bis Bob Geldof wird da mit Orten gehadert, die den Reisenden nur mit Frust konfrontieren. Ob Paris, Tokio, Russland, Katmandu oder Bombay; ob tierisch ernst, absurd komisch oder surreal witzig: ein köstliches Leseerlebnis für den heimischen Sessel.

Hans Magnus Enzensberger (Hrsg.). Nie wieder! Die schlimmsten Reisen der Welt. Eichborn Verlag (1995). 349 Seiten. Gebunden, antiquarisch