Wenn Sie einen persönlichen Text verfassen, der danach von einer anderen Person gesungen wird: ist dies nicht ein seltsames Gefühl, die eigenen, bisweilen intimen Gedanken aus dem Mund einer anderen Person zu hören?
Ich bin manchmal derart beschäftigt, Techniker zu sein, weil ich ja die Platten alle selber produziere, dass ich mich damit nicht auseinandersetzen muss. Früher hatte ich ein ungutes Gefühl dabei. Ich dachte immer, die Person lacht jetzt sicherlich innerlich über dieses Zeug, dass ich da geschrieben habe. Heute würde mich dies nicht einmal mehr stören. Wenn es jemand schlecht findet, dann findet er es schlecht.
Traurige oder melancholische Musik birgt auch eine Gefahr in sich: der Grad hin zum Selbstmitleid ist schmal.
Ich weiss genau, was Sie meinen. Ich fuhr kürzlich mit dem Auto durch Los Angeles und im Radio lief der lokale Rocksender. Die spielten einen Heavy Metal-Song und der Anfang mit der Gitarre war echt Klasse. Doch dann kam der Sänger und der war unglaublich weinerlich. Und ich dachte: Mann, Heavy Metal sollte doch das Gegenteil von weinerlich sein. Kraftvoll im Sinne von Robert Plant oder Bruce Dickinson. Und wenn ich auf meine eigene Musik zurückblicke, muss ich eingestehen, dass ich früher auch das eine oder andere Mal
in die Weinerlichkeit abgedriftet bin. «Wait For Me», so hoffe ich, geht als traurige Platte in eine andere Richtung. Und zwar zum Grad hin, wo die Resignation lauert, die für mich eine der spannendsten zu vermittelnden Gefühle in der Musik darstellt. Es ist, als ob man schon zu müde wäre, um überhaupt richtig traurig zu sein. Billie Holiday hat das brillant umgesetzt. Und selbst Frank Sinatra auf Alben wie «In The Wee Small Hours», da klingt er wie emotional ausgelaugt. Kris Kristoffersons Version von «Me And Bobby McGee» hat diese Qualität. Resignation als Gefühl in der Musik zu vermitteln, heisst ja nicht, dass man aufgegeben hat. Sonst würde der Künstler nicht mehr singen.
Im Begleitbrief zum Album steht, dass es eine Platte sei, die man am besten ganz vom Anfang bis zum Ende durchhören sollte.
Ich bin mir völlig bewusst, dass wir im Jahre 2009 leben, und dass wahrscheinlich die wenigsten sich die Zeit für einen ganzen Durchlauf nehmen. Aber ich dachte mir, wenn ich es erwähne, dann tut es vielleicht dann doch jemand. Ich habe aus zwei Gründen das Album als Gesamtform strukturiert. Zum ersten, weil ich Konzeptalben immer über alles geliebt habe. Nehmen Sie nur Joy Division, die alles andere als eine Singles-Band waren. «Love Will Tear Us Apart» und «Atmosphere» waren ihre einzigen Singles. Wenn ich an ihr Album «Closer» denke, dann als eine einzige Platte,