als die vorherrschende Aggressivität aufzusaugen, die auch die Musikszene prägt. Ich bin in jungen Jahren mit Punk-Bands wie den MC 5 und den Stooges konfrontiert worden, und ich schätze diese Art von Musik auch heute noch. Weil Punk keine musikalischen Konventionen respektiert, ist er ein gutes Versuchsfeld für wilde Experimente und radikale Konzepte. Als ich Ende der 1970er-Jahre nach New York kam, hat sich mein Punk-Hintergrund in der Musik niedergeschlagen, die ich in den Clubs gespielt habe. In der Nacht vor meiner ersten Session für David Byrne und Brian Enos Album «My Life In The Bush Of Ghosts» hatte ich ein Konzert im CBGB’s, dabei wurde mir mein Bass gestohlen. So musste ich am nächsten Tag mit einem fremden Instrument antraben.
Ende der 1970er-Jahre und Anfang der 1980er-Jahre war eine besonders fruchtbare Zeit für die New Yorker Musikszene. Wie ist es heute um sie bestellt?
Die Szene ist sehr lebendig, das merkt man an den vielen Orten, wo Live-Musik gespielt wird. Gäbe es keine Bands, gäbe es diese Clubs auch nicht. In New York ist immer etwas Interessantes los, auch wenn die interessantesten Entwicklungen sich oft im Geheimen abspielen. Auf der anderen Seite kriege ich Ornette Coleman regelmässig zu erleben, der hier an der West Side lebt und auch im hohen Alter noch grossartige Konzerte
gibt. Ein solches Privileg kann einen nur New York bieten.
Ihre wohl längste professionelle Beziehung reicht aber über den Atlantik, zu Island Records in London. Sie und sein Gründer Chris Blackwell arbeiten seit den frühen 1980er-Jahren zusammen.
Chris hat sehr viel Geld in die Hand genommen, um viele meiner Projekte zu realisieren und mir mit Axiom sogar ein eigenes Label zu ermöglichen. Dazu kommt, dass er stark in der Reggae-Szene verwurzelt ist, der wir ja die Remix-Kultur der letzten zwanzig Jahre verdanken. Weil die jamaikanischen Produzenten oft nicht genügend Geld hatten, um eine B-Seite für ihre Vinyl-Singles einzuspielen, haben sie neue Stücke, so genannte «Versions» aus den Rhythmusspuren der A-Seite gezaubert. Chris zu kennen, der diese Entwicklung an vorderster Front mitverfolgt hat, war für mich sehr wichtig.
Ohne Reggae hätte es auch den Hip-Hop nie gegeben. Sie waren schon sehr früh in dieser Szene aktiv.
Als Michael Beinhorn und ich 1983 mit unserer Band Material nach Europa kamen, hatten wir den DJ DST dabei, das war Jahre bevor es für Live-Bands schick wurde, einen Plattenleger mit auf der Bühne zu haben. Ich fand es sehr