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das kulturelle überformat
Nr. 32 / 10. August 2010
#Interview: M.I.A.
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musik
Interview: M.I.A.

der Macht ein Anliegen haben, und unsere Meinung ist nicht gefragt, unsere Stimmen sind nicht eingeplant. Ich benutze ja nur die Mittel, die es braucht. Wenn das Musik und Artwork sind, dann ist das eben so. Es ist derzeit für meine Generation und die danach einfach nicht cool, über Politik zu reden, obwohl dorthin das grösste Budget eines Landes geht. Erstaunlich wie es gelungen ist, die Leute von dieser Entscheidungsebene fernzuhalten.

Die Lage zwischen Regierung und tamilischem Widerstand ist aber auch ein bisschen undurchschaubar...

Ich war ja auch nicht unter denen, die letztes Jahr in Sri Lanka am Strand bombardiert wurden. Ich war schwanger und habe ganz woanders ein Kind bekommen. Aber ich informiere mich trotzdem, ich sehe Nachrichten und spreche mit meinen Verwandten, ich kenne die Hinrichtungsvideos und die Aufnahmen vergewaltigter tamilischer Frauen. Ich wünschte, ich müsste das nicht dauernd in meiner Arbeit thematisieren, aber sonst gibt es ja niemanden, der einen vergleichbaren Hintergrund hat und dabei in den USA mit Journalisten sprechen kann. Wobei das Problem dabei natürlich darin besteht, dass die entsprechenden Leute keine Lust haben, jemanden wie mich zu unterstützen, weil sie sonst schnell auch gegenüber  Palästinensern, in Afghanistan und anderen komplizierten Gegenden Unrecht haben könnten.

Also wirft man Ihnen vor, Geld mit ihrer politisierten Musik zu machen und gemütlich in LA zu sitzen. Sie wiederum finden, dass Amerikaner keinen Humor haben.

Das bezog sich aber nur auf den letzten Film von Chris Morris, «Four Lions», eine schwarze Komödie über Selbstmordattentäter in London. Weil man ja in Hollywood immer noch diese ganzen Pro-War-Filme dreht, mit diesem schwülen Kriegspathos und den ganzen zwielichtigen Einheimischen, die nur auf ihre Handys starren und niemals ein Wort sagen – Araber sprechen höchstens, um zu sagen (spricht mit rollendem Akzent): «Ihr kommt vom CIA? Seid in meinem Haus willkommen.» Wenn so ein Film 14 Oscars oder so gewinnt, wo es im selben Jahr «Four Lions» gibt, dann, finde ich, ist man mit dem Problembewusstsein in Grossbritannien eben schon weiter als in den USA. Und etwas progressiver, weil man den Kids eben nicht erklärt, wie aufregend der Krieg ist und dass sie schnell nach Afghanistan sollen und ein paar Leute umbringen. Humor ist eine wunderbare Möglichkeit, Leute zusammenzubringen. Jemand wie Dave Chapelle arbeitet humorvoll mit schwierigen Themen und klärt dabei junge Leute darüber auf, wie dumm gewisse Dinge sind.

Ihr letztes Album «Kala» haben Sie über den ganzen Erdball verteilt, in Indien, Liberia, Jamaica, Australien aufgenommen und von überall ein paar Beats genommen. Das war