Bassist vielleicht doch ein bisschen recht? Nicht ganz dreissig Jahre sind verstrichen, seit die Aufzeichnungen entstanden sind. Sie wirken irgendwie wie Rauchzeichen aus einer vergangenen Welt. Die gewaltige Selbstsicherheit, mit der Frisch einst seine Thesen und auch seine Selbsthinterfragungen vortrug, waren damals so beeindruckend, gerade, weil solche Selbstsicherheit ein eher unschweizerischer Charakterzug war, der hier aber mit einer unbestreitbar schweizerischen Optik verbunden war. Derweil eines der grossen Frisch-Themen gerade eben die Suche nach einer Identität im modernen Maschinenleben war, suggerierte seine Selbstsicherheit diesem Leser – also: mir – die Möglichkeit, dass ein Ausbruch aus der Schweizer Provinz-Mentalität doch möglich war, dass es möglich war, eine andere Perspektive zu finden.
Und tatsächlich: nicht nur die Sex Pistols und Militant Barry haben mir geholfen, mich in London einzuleben, sondern eben auch Frisch. Seine mehr oder weniger gesammelten Werke füllen auf meinem dortigen Büchergestell ein ganzes Tablar und entlocken auch literarisch gebildeten Briten immer wieder die Frage: «Wer ist denn das?» (Das Gesamtwerk von Robert Walser löst übrigens ähnliche Reaktionen aus). Aber, so stelle ich jetzt fest, konkret kann ich mich an wenig erinnern. Das wird die einsetzende Bakterienverkalkung sein – eine Furcht, die ich ebenfalls mit Mr. Frisch teile. So habe ich mir vorgenommen, zurück in London mir mal wieder den Gantenbein vorzuknüpfen. Oder vielleicht die Tagebücher, denn diese literarische Form – die ganz besondere Frisch'sche Art, aus scheinbar zufälligen Notizen ein ganzes Spinnennetz von Gedanken entstehen zu lassen – hat mich immer fasziniert und scheint sich perfekt dazu zu eignen, der heutigen «Soundbite»-Kultur ein paar neue Impulse zu verpassen.
Aber ich gehe diese zukünftige, alte Lektüre nicht ohne eine Spur Angst an. Die Angst, dass Frisch gerade wegen seines Zeitbezuges