Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 32 / 10. August 2010
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
  1/5
gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

Diesen Beitrag weiterempfehlen!

Vom feinen Haltungsunterschied zwischen Handwerk und Kunst

Interessanterweise gibt es Leserbriefe immer nur zu alten Herren. Schreibt man etwa, dass Eric Claptons Bluessoli auch schon origineller klangen oder Mark Knopflers technische Kabinettstückchen seine Kompositionen nicht interessanter machen, kommt garantiert irgendein Fan seit 1933 und beschwert sich. Man kann beinahe die Coolness des Künstlers an der Gelassenheit der Fans erkennen. Wenn, sagen wir: ich etwas Böses über John Cale zu sagen hätte, wäre das allen Fans von John Cale völlig egal. Vor allem würden sie nie die Autorität anderer Fans herbeiziehen, um ihren Helden in Schutz zu nehmen. Was im Falle von John Cale natürlich vollkommen fiktiv ist, weil der Mann bekanntlich gar nie schlecht sein kann. Wie es auch, auf gewisse, instrumentale Weise, Eric Clapton oder Mark Knopfler nicht sein können. Leute wie Clapton und Knopfler können aber, und davon lege ich unermüdlich Zeugnis ab, gemessen an ihrer handwerklichen Macht ganz unangemessen langweilig sein. Nicht jedem ist es gegeben, tolle Songs zu schreiben. Muss er halt Cover spielen – oder mich ertragen, der ihn darauf hinweist.

Überraschend finden die Fans dieser Handwerksgötter immer andere Handwerker, etwa des Entertainments, ganz furchtbar. «Handwerkliches Können auf höchstem Niveau. Das Publikum war begeistert!». Und: «Schreiben Sie doch über künstlich hochgepushte Songs von Möchtegernmusikern wie Dieter Bohlen!», rief mir gerade ein empörter Herr entgegen, weil ich Knopfler den grossen lahmen