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das kulturelle überformat
Nr. 32 / 10. August 2010
#Kolumne von Hanspeter Künzler, London
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gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler, London

Der Versuch, den Moment – das Gespräch, den Streit, die Autofahrt, den Bau eines Mäuerchens im Tessin – messerscharf zu analysieren und ohne Rücksicht auf eigenen Gesichtsverlust darzulegen, der fast schon wissenschaftliche Aufbau von Argumenten, Gegenargumenten und das ad absurdum Führen bringt auch hier allerhand Aha-Momente. Zum Beispiel sein Vergleich zwischen dem Strassenbau in New York (fast schon schluderig, aber mit weit ausholenden Gesten, rasch, wie es die Ausdehnung der Stadt verlangt, auch wenn es dabei schief gefahrene Lampenpfosten und verbeulte Maschinen absetzt) und demjenigen in der Schweiz (surreale Präzision, Respekt vor dem Detail, stolz, schön, aber auch ein bisschen kleinkariert...). Auch die internationale Dimension dieser Aufzeichnungen ist interessant. Frisch bewegt sich in der Zeitspanne ihrer Entstehung regelmässig zwischen einem Loft in New York, seinem langjährigen Domizil in Berzona, Tessin, und einer Wohnung in Zürich. Die verschiedenen Orte bringen verschiedene Empfindungsweisen, und das ist ein für die globalisierte Welt (nochmals: ha!) doch sehr bezeichnendes Phänomen. Eines, das ich Frisch sehr gut nachfühlen kann, auch wenn in meiner Galerie der Wohnorte das Tessin leider noch fehlt.

Aber es ist schon so: wer mit seinen beiden Füssen in zwei unterschiedlichen Kulturen steht, statt nur dann und wann ferienhalber aus seiner angestammten Kultur auszusteigen, sieht mit der Zeit in beiden diesen Kulturen Aspekte, die ihm mächtig auf den Keks gehen, nicht nur in der Kultur, in der man sich gewohnheitsmässig bewegt. Die Zornesanfälle über die amerikanische Arroganz, die Frisch bei mehreren höflichen Dinner-Parties selber ins Abseits manövrieren, kann ich sehr gut nachvollziehen. So passiert es mir manchmal auch in England.

Dennoch: am Schluss habe ich «Entwürfe zu einem dritten Tagebuch» doch mit gemischten Gefühlen beiseite gelegt. Hatte der