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das kulturelle überformat
Nr. 32 / 10. August 2010
#Kolumne von Hanspeter Künzler, London
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gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler, London

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Ist Frisch noch frisch? Oder meine Jugend bereits museal?

Gerade sitze ich in Zürich und lese das neue Tagebuch von Max Frisch, genauer: «Entwürfe zu einem dritten Tagebuch». Ich hatte nichts von dessen Erscheinen gewusst, bis ich bei einem Ausflug nach Schaffhausen an einem Antiquariat vorbei kam und es im dortigen Schaufenster erblickte. Weil es eben ein Antiquariat war, eines überdies, das antiquarisch geschlossen wirkte und es buchstäblich auch war, obwohl davor dick ein mit bauernmalerischen Motiven verziertes, hölzernes «Offen» prangte, sei mir der Fehlschluss verziehen, es handle sich bei dem Werk um ein von mir verpasstes Altwerk. Natürlich wurde ich beim näheren Hinschauen in anderen Shops eines Besseren belehrt. Und natürlich kaufte ich als alter Frisch-Fan das Buch und habe es sofort gelesen. Es ist tatsächlich eine Sammlung von knappen Einträgen im von seinen älteren Tagebüchern her bekannten Stil. Sie stammen aus den frühen 1980er Jahren und handeln von der Befindlichkeit der Frisch'schen Libido (gerade rumpelte seine offenbar nicht einfache Beziehung mit der wesentlich jüngeren Amerikanerin ihrem Ende zu, die auch die Grundlage von «Montauk» gebildet hatte), von Frischs Erzürnung über die amerikanische Polit-Arroganz, beziehungsweise Ignoranz, und von seiner Überzeugung, dass er an der Schwelle der Senilität stehe (immer relativiert durch die augenscheinliche Einsicht, dass er eigentlich doch noch ganz frisch – ha! – daherkomme).

Dass sich die Dinge mit Frisch geändert haben, merkte ich bei einer Zürcher Visite im vergangenen Winter. Ein alkoholisch angetriebenes Gespräch mit einem befreundeten Bassisten in der