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das kulturelle überformat
Nr. 32 / 10. August 2010
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
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gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

Gesprächsrunden ever und jenseits freudscher Wolfsmann- Protokolle. Männer erzählten sich vom Scheitern und Versagen. So zum Beispiel Ex-MTV-Moderator Steve Blame, der mit herzwärmend britischem Feinsinn von der soliden sechsstelligen Abfindung berichtete, die er innert drei Monaten verballerte, um dann beim Anstehen im Arbeitsamt zu versichern, er sei nur zur Recherche hier. Der in Berlin lebende Ex-Musikjournalist Holger In’t Veld sprach von seiner hochgelobten Schokoladenfabrik, die aus Unlust zur Buchhaltung unterging, und Patrick Wagner, ebenfalls Berlin, führte aus, wie er sein Louisville-Label aus Überheblichkeit und Ignoranz an den Baum gefahren hatte. Keiner verklärte den Zustand der Furcht und Depression, aber alle meinten, man solle sich mal locker machen, daraus lernen und die Zeit auf Erden geniessen.

Und genau dies, der feine Haltungsunterschied, würde ich meinen, trennt Handwerk von Kunst und taktisches Geschick von Glück.

Markus Schneider