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das kulturelle überformat
Nr. 24 / 12. Mai 2009
#wiedergehört: Gil Scott-Heron: Reflections (1981)
  3/4
musik
wiedergehört: Gil Scott-Heron: Reflections (1981)

prachtvoll monotoner Funk daher, angeschoben von einem harten, stoisch bohrenden Bass. Und mit den berühmten Worten «Mandate, my ass!» – bei der US-Wahl von 1980, die Reagan zwar überlegen gewann, betrug die Wahlbeteiligung lediglich 26% – beginnt Scott-Herons wunderbar dunkle Stimme ihre schlechtgelaunte Suada zur Lage der Nation.

Mit dem Abstand der Jahre überzeugt «Reflections» gerade durch eine Art altersmilde Entspanntheit. Die wiederum nicht etwa von einem sedimentären Zynismus und einem abgeschwächten Desillusionismus kommt, sondern in erster Linie von der Musik ausgeht. Souverän gibt sie mit einem Bill-Withers-Cover, Funk, jazzigem Walking-Bass und Bläsern, einem Zitat von Marvin Gayes «Inner City Blues» und schliesslich einem Reggaesong ein beiläufiges aber entschlossenes Bekenntnis zur afrikanischen Diaspora ab – so wie er auf «Spirits» noch eine «Message to the Messengers» sendet, in der er Verantwortung anmahnend seine Patenfunktion gegenüber den Hip-Hopppern übernimmt.

Übrigens war er bei seinen «Reflections» gerade mal 32 Jahre alt, doch wie man an der Stimme und der Haltung des Albums gut hört, bereits ein Veteran. Tatsächlich hatte er schon als Teenager Gedichtbände und Romane geschrieben, war in der Kindheit mehrmals umgezogen, um schliesslich in der New Yorker Bronx erwachsen zu werden – Gelegenheit genug, das Elend und die zerstörten Hoffnungen, die er so empathisch verzeichnete, gründlich kennenzulernen.