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das kulturelle überformat
Nr. 24 / 12. Mai 2009
#wiedergehört: Gil Scott-Heron: Reflections (1981)
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musik
wiedergehört: Gil Scott-Heron: Reflections (1981)

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Afroamerikanische Reflektionen

Vieles spräche dafür, statt «Reflections» lieber eines der frühen Werke Gil Scott-Herons in Erinnerung zu rufen. Denn 1981, als es erschien, hatte der Dichter und Sänger seine entscheidenden ästhetischen Statements bereits abgegeben. Schon seit zehn Jahren, seit seinem zweiten Album «Pieces of a Man» – das erste bestand weitgehend aus gesprochenen Texten – feilte er an jener speziellen Verbindung von Jazzfunk, Gesang und Spoken Word Poetry, mit der er neben The Last Poets zu einem der Vorläufer des Rap geworden ist. Er ging damit einen Schritt weiter als seine älteren Zeitgenossen der Black Arts Bewegung der Sechziger, Leute wie Amiri Baraka, Nikki Giovanni oder Maya Angelou, die wiederum an die Künstler der Harlem Renaissance Ende der Zwanziger anknüpften, als Maler und Schriftsteller wie Scott-Herons Vorbild Langston Hughes durch Blues und Jazz eine eigenständige afroamerikanische Ästhetik formulierten.

Scott-Heron trägt auf «Pieces» diese Idee in die Moderne der späten Bürgerrechtsbewegung, aggressiv und sarkastisch, politisch und poetisch. Voll Bitterkeit erzählt er in «Home Is Where the Hatred Is» vom afroamerikanischen Alltag, während er in «Lady Day and John Coltrane» die afroamerikanische Tradition gegen die Hoffnungslosigkeit setzt. Dabei entwickelt er – begleitet unter anderen von der Bassgrösse Ron Carter und seinem Langzeitpartner