Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 24 / 12. Mai 2009
#wiedergehört: Gil Scott-Heron: Reflections (1981)
  2/4
musik
wiedergehört: Gil Scott-Heron: Reflections (1981)

ab 1974, dem Keyboarder Brian Jackson, und produziert vom legendären Jazzproduzenten Bob Thiele – eine Art Soul-Freejazz mit gelegentlichem Latin Einschlag, melodiös, dynamisch, bluesig, oder, im Grunde noch ganz der Black-Arts-Disziplin von Dichtung und Jazz verpflichtet, mit recht freien Drums und Flöte wie im Proto-Rap und seinem wohl bekanntesten Titel «The Revolution Will Not Be Televised», der ebenfalls schon auf «Pieces...» zu hören ist.

Dieser Mischung bleibt er im wesentlichen treu, und auch spätere Soul-Stücke wie das elegische «Winter in America», oder das hart funkende «The Bottle» leben stets von einer dem Jazz geschuldeten Offenheit. Noch auf seinem bisher letzten, von der Kritik zu Recht gelobt, vom Publikum dramatisch wenig beachteten Album «Spirits» von 1994 findet man mit dem Titelsong die Coverversion eines Coltrane-Stücks.
 
«Is That Jazz?» fragt er wiederum recht rhetorisch auf «Reflections», wobei der ironische Ton sich zwar gegen den Schubladenbegriff wendet, aber nur, um keinen Traditionsbruch zwischen Duke Ellington und Stevie Wonder zuzulassen. Tatsächlich ist dieses Album sein musikalisch eingängigstes und stringentestes. Mit «B-Movie» enthält es zudem einen der schicksten Politsongs seiner Karriere – der wesentlich dauerhafter wirkt als sein Angriffsobjekt, der mittlerweile verstorbene, damalige US-Präsident Ronald Reagan. Dem Ex-Schauspieler verdanken wir Scott-Herons Überlegung, dass unser Leben längst fiktional wie ein Film läuft. Über acht Minuten walzt ein