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das kulturelle überformat
Nr. 24 / 12. Mai 2009
#Noisettes – Interview mit Jamie Morrison
  5/7
musik
Noisettes – Interview mit Jamie Morrison

aber man hatte manchmal das Gefühl, es sei immer wieder eine andere Band am Werk.

Stimmt genau. Es fehlte der rote Faden. Das war die wichtigste Lektion, die wir gelernt haben: um ein Album zu machen, muss man sich seiner Identität bewusst sein. Man muss ein klares Bild vor Augen haben von dem, was man mitteilen will. Beim ersten Album haben wir einfach alles mal ausprobieren wollen.

Um ehrlich zu sein bin ich ein bisschen erstaunt, dass die Noisettes immer noch bei Universal Records unter Vertrag sind. Jetzt, da Bands ja sofort fallengelassen werden, wenn sie nicht sofort zünden.

Unser Werdegang ist echt einmalig. Unser erster Vertrag war mit der Firma, bei der auch Muse zuhause sind. Das hat uns viele Türen geöffnet. Von dort kamen wir zu Motown Records, ein Label, das ja auch zu Universal gehört. Ja, richtig, Motown! Die Frau, die bei Motown für uns zuständig war, gehörte zur alten Schule. Sie war sehr exzentrisch und extrem grosszügig. Wir bekamen alles, was wir brauchten. Sie glaubte an uns, und kein Moment lang hatten wir Angst, dass etwas schief laufen würde. Zwei Jahre lang liess man uns touren, man knüpfte Beziehungen, die uns Dinge ermöglichte, die Anfängern wie uns sonst nie passiert wären. Als wir dann doch noch fallen gelassen wurden, war es eher eine Inszenierung. Zur Musikindustrie


© Universal


gehört ja auch eine heftige Dosis Politik. Bei Motown hatte es Personalwechsel gegeben, wir hatten unterdessen viele Freunde in den anderen Abteilungen von Universal Records kennengelernt, und wir waren zuversichtlich, dass wir bald wieder unter die Haube kommen würden. Vier Monate später hatten wir einen neuen Vertrag. Wir haben immer wahnsinnig Schwein gehabt.