schiebt dem Monat quasi die ganze Arbeit zu. Schon am Vorabend zum Mai tanzen zu Walpurgis folgerichtig die Hexen, am darauffolgenden Ersten marschieren die Arbeiter, und dann gehts los: Schanigärten eröffnen, Bäume blühen, Freibäder sperren auf.
Und wehe , das Wetter hält nicht: Denn, wenn wir ehrlich sind, haben wir eine ganz genaue Vorstellung vom idealen Wetter im Mai. Natürlich nicht zu kalt, das wäre Spassverderbnis, und damit ist jetzt Schluss.
Aber auch nicht zu heiss, ein übertrieben warmer Mai steht im Verruf, den Sommer zur Unzeit vorwegzunehmen und damit zu ruinieren. Wir wünschen uns: Morgens um die fünfzehn Grad, und eine Tagesspitze von nicht über 20, höchstens 22. Das heisst: Leichter Pullover zu Tagesbeginn, den man sich in der Folge um Hüften oder Schulter windet (der Mai ist der einzige Monat, in dem man dies darf, ohne an Lässigkeit zu verlieren).
Auch Niederschläge haben sich, bitte, genau an das Regelwerk der Wonne zu halten, nach dem nässenden April wollen wir keineswegs Regenüberschuss, bestenfalls so ein zarter Frühlingsniederschlag darf ab und zu stattfinden, zu kurz, um Abkühlung herbeizuführen, aber lang genug, um die allgegenwärtige Blüte (der Mai ist das Herzstück unseres Frühjahrs) olfaktorisch ein bisschen aufzupolieren. Ja, zu den Eisheiligen gestatten wir dem «lieben Mai» eine Auszeit, da darf er sich drei Tage schlecht benehmen. Aber in Wahrheit macht er sowieso was er will, wie sein sprichwörtlich selbstbestimmter Vorgängermonat, und alle anderen Monate auch.
Recht hat er, der Mai. Blöd wär er.
Also steige ich zum Wetterturm und wende ich mich dem Barometer zu. In meiner Kindheit war ein Barometer eins der Dinge, bei denen man nicht wusste, ob sie Manderl oder Sache waren, darin gleich
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von
Ernst
Molden