Es klingt wie die simpelste Sache der Welt: Man greife zur nächsten Gitarre, klimpere ein paar wohlklingende Akkorde daher und singe, was einem gerade so einfällt – und schon ist man als singender Songschreiber wiedergeboren. Aus dieser Perspektive erstaunt es denn wenig, dass es in den heutigen Charts von männlichen und weiblichen Singer/Songwritern nur so wimmelt.
Dabei ist das musikalische Panorama breit. Es reicht vom Schnulzenkönig James Blunt bis zum sublimen Elegiker Rufus Wainwright – ganz zu schweigen von dessen schlauer Schwester Martha und dem cleveren Papa Loudon. Vom gediegenen Handwerker David Gray über den munteren Spitzbub Paolo Nutini bis zum genialischen Aussenseiter M Ward. Von der präzis formulierenden Eigenbrötlerin Laura Veirs über den neo-romantischen Folk-Säusler Devendra Banhart bis zum Mann für die grossen Themen, Herbert Grönemeyer. Allen ist ihnen gemeinsam, dass sich ihre Lieder nur um eines drehen: die Gedankenwelt des Komponisten. Niemand redet ihnen dazwischen (wenigstens in der Theorie). Sie können singen, was sie wollen, wie sie wollen. Nie sind sie mit Situationen konfrontiert wie die, welche unlängst die Hit-Band Razorlight heimsuchte: neidisch darauf, dass nicht er, sondern der Drummer den Hit «America» komponiert hatte, zettelte Frontmann Johnny Borrell mitten in einem Club eine Schlägerei um die Tantiemen mit seinem Bandkollegen an.
Wenn der singende Songschreiber ein Lied über den Irak schreiben will, kann kein ängstlicher Bassist das