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das kulturelle überformat
Nr. 31 / 30. April 2010
#Don DeLillo
  4/5
literatur
Don DeLillo

DeLillo kam die Idee zu diesem Buch, als er 2006 im Museum of Modern Art in New York die Kunstinstallation «24 Hour Psycho» von Douglas Gordon besuchte. Gordon verlangsamte dafür die Bilder des Klassikers von Alfred Hitchcock so stark, dass die eineinhalb Stunden des Films auf 24 Stunden ausgedehnt wurden. «Die Idee von Zeit und Bewegung und die Frage, was wir sehen, was wir vermissen, wenn wir die Dinge konventionell betrachten – all dies schien mir einladend, um sich Gedanken darüber zu machen», sagte er gegenüber der New York Times. Diese Gedanken zu Gordons Werk umklammern nun in Form eines Prologs und eines Epilogs die Geschichte in «Der Omega Punkt», obwohl sie für sich alleine bereits einen herausragenden Kunstessay abgegeben hätten. Die beiden Männer und die Wüste werden so zum Sinnbild für ein Bewusstsein ausserhalb von Zeit und Raum, zu einem Ort der Bewegungslosigkeit, wo sich der Geist langsam des Körpers entledigt.

In der Geschichte erscheint dann plötzlich Jessica, die Tochter Elsters. Eine junge Frau, schüchtern und blass, die – so scheint es – nie wirklich in der Gegenwart angekommen zu sein schien. Jessica verschwindet so still und unaufgeregt, wie sie gekommen ist. «In Luft überzugehen, das war anscheinend ihre Bestimmung», schreibt DeLillo. Der Verlust seiner Tochter allerdings hat für Elster Konsequenzen. Plötzlich ist die Zeit, die Vergänglichkeit, vor der er flüchten wollte, unmittelbar wieder da und holt ihn aus den Tiefen seines Geistes zurück. Und plötzlich ist die Wüste kein Sinnbild mehr für die Zeitlosigkeit, sondern bloss noch ein Ort, der keinen Fluchtpunkt bietet.