Das wahre Leben lässt sich nicht auf gesprochene oder geschriebene Worte reduzieren, von niemandem, niemals. Das wahre Leben findet statt, wenn wir allein sind, denken, fühlen, verloren in Erinnerungen, träumerisch unserer selbst bewusst, in submikroskopischen Momenten.
aus «Der Omega Punkt»
In der Science-Fiction-Literatur ist einem dies schon begegnet: der Mensch wird seiner Körperlichkeit überdrüssig und erreicht die nächste Bewusstseinsebene. Oft als pures Licht dargestellt, wird der Mensch zur gasförmigen Materie und entflieht so der Sterblichkeit und damit der Unterdrückung durch die Zeit. Dort, wo sich an einer einzigen Stelle entmaterialisiert das Bewusstsein aller Menschen trifft, dort liegt der Omega Punkt. Für den Theologen und Philosophen Pierre Teilhard de Chardin (1881 – 1955) war dies nur über den religiösen Weg, also über Gott, zu erreichen. Für den 73jährigen Richard Elster, einem der Figuren in Don DeLillos Roman «Der Omega Punkt», allerdings erscheint er mehr als Fluchtpunkt, um ein gescheitertes Leben in einer Art Erfüllung enden zu lassen. Elster, der einst für das Pentagon Kriegshandlungen mit einem intellektuellen Referenzrahmen versehen sollte, lebte das Leben eines Theoretikers, der, fernab von Kriegsgreueln und menschlichen Schicksalen, sich mit philosophischen Reissbrettspielen beschäftigte. Einen Haiku-Krieg wollte er führen, einen «Krieg in drei Zeilen».