Musik nicht mehr in Echtzeit, sondern nur noch über Tonträger: wenn wir noch ins Konzert gehen, dann nur, um jene Musik zu hören, die wir von der Platte her kennen. Und heute tragen wir ganze Plattensammlungen auf unseren iPods mit uns herum – und hören doch kein einziges Stück durch. Zur neuen Rastlosigkeit kommt noch, dass wir zu viel Zeit mit der Verwaltung unserer Musik vertrödeln. Was unsere ohnehin schon fragile Beziehung zu ihr weiter erodiert.
Stört es Sie auch, dass die Musikkonserve Versprechungen macht, die sie gar nicht einhalten kann?
Klar bewundern wir als Teenager diese ach so rebellischen jungen Bands, die sich angeblich über alle gesellschaftlichen Normen hinwegsetzen und ihrer Generation eine Stimme geben, aber es dauert nie sehr lange, bis sich die grosse Schnoddrigkeit als reine Pose herausstellt. Und Jahrzehnte später kommen sie auf Wiedervereinigungstournee und versuchen uns über die Nostalgie den alten Traum der ewigen Jugend ein zweites Mal zu verkaufen. Solche Fantasien sind nicht haltbar, aber mich haben sie auch nie wirklich interessiert.
In Ihrer Rede «The History Of Music» bezeichnen Sie die klassischen Komponisten Sibelius, Stravinski und Schoenberg als grosse Revolutionäre. Sind das für Sie die wahren Rebellen?
Wenn ich ihre Musik höre, dann erfüllt sie mich mit einem Gefühl von Verzückung und Verwunderung. Gleichzeitig will ich anderen Menschen nicht einreden, dass sie statt Pop besser diese Komponisten hören sollten. Dann würde ich wie die Lehrer tönen, die mich in meiner Schulzeit zur Klassik bekehren wollten. So etwas möchte ich auf gar keinen Fall. Wenn die Leute Sibelius, Stravinski und Schoenberg für sich entdecken, ist das grossartig. Aber von mir werden Sie keine Predigt auf diese Komponisten hören.
Dafür versuchen Sie die Leute davon zu überzeugen, auf Musikkonserven zu verzichten.
Keinesfalls. Das werden sie auch nie, die Uhr lässt sich nicht mehr zurückdrehen. Nur bin ich überzeugt, dass der Tonträger seine alte Stellung als zentrales Kulturgut verlieren wird, darum denke ich, dass immer mehr Musiker ein Interesse daran haben müssten, einmalige Werke zu erschaffen, die an eine bestimmte Zeit und an einen bestimmten Ort gebunden sind – und nicht jederzeit aus dem Netz heruntergeladen, bei MySpace gehört oder auf einem MP3-Player herumgetragen werden können. Ich glaube aber nicht, dass ich mit «The 17» die Zukunft gepachtet habe. Ich habe dieses Projekt in erster Linie darum angerissen, um meine persönliche Beziehung zur Musik wieder zu vertiefen. Sobald man sich vor ein paar Lautsprecherboxen setzt, tut man doch immer das Gleiche – egal, ob man