Bill Drummond, was erzählt einer, der seit 1992 nicht mehr Teil des Musikbusiness ist, an einer Musikkonferenz?
Das werde ich Ihnen nicht verraten. Ich kann Sie aber beruhigen: auch wenn ich vor dem Anbruch des iTunes-Zeitalters aus dem Geschäft ausgeschieden bin, so haben einige meiner heutigen Kunstaktionen noch immer mit Musik zu tun.
Zu KLF-Zeiten haben Sie noch die grossen symbolischen Gesten gesucht. Bei Ihren heutigen Projekten betreiben Sie einen geringen technischen Aufwand. Warum haben Sie redimensioniert?
Ich will nicht immer viel Geld in die Hand nehmen und grosse Menschenmassen mobilisieren müssen, um eine Idee zu verwirklichen. Darum spielen sich die meisten meiner Projekte im kleinen Rahmen ab. Mit diesem Sinn fürs Kleine stehe ich nicht alleine da. Die meisten Rockbands würden ihre Songs doch lieber in kleinen Clubs spielen als in grossen Stadien, wo es mehr um Wirkung als Ursache geht. Der Profit ist der einzige Grund, warum Bands sich so etwas antun – es sei denn, der Frontmann braucht es für sein Ego, tausende Menschen vor sich zu sehen. Die meisten meiner aktuellen Projekte tragen nicht einmal meinen Namen. Ich will nicht, dass meine früheren Aktivitäten als Bandmanager, Plattenfirmenheini oder
Popstar die Art und Weise beeinflussen, wie die Leute auf meine Arbeit reagieren. Darum ziehe ich die Anonymität vor.
Zu Ihren berühmtesten Taten gehört die Einäscherung von einer Million Pfund 1994 auf der schottischen Insel Jura. Mit dieser Aktion scheinen Sie die allgemeine Vermögensvernichtung der letzten Monate vorweggenommen zu haben.
In Interviews rede ich grundsätzlich nicht über die Vergangenheit. Sie haben aber Recht. Heute steht unsere Aktion in einem völlig anderen Kontext als damals. Nur komisch, dass ich nicht öfter darauf angesprochen werde, wenn man bedenkt, dass jeder Brite und jede Britin um die 40’000 Pfund weniger wert ist als vor der Finanzkrise.
Bei Ihrem aktuellen Projekt «The 17» führen Sie jeweils 17 wildfremde Menschen zusammen, um unter Ihrer Leitung improvisierte Gesänge aufzuzeichnen, die dann nach einer einzigen Vorführung wieder gelöscht werden. Was für eine Idee treibt Sie da an?
Ich zelebriere die Spontaneität und die Vergänglichkeit der Musik, indem ich Stücke generiere, die es nur an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit und unter ganz bestimmten Bedingungen gibt. Musik, die nur von den Menschen erlebt werden kann, die vor