Geburtstagskonzert für den immer noch in Gefangenschaft lebenden Nelson Mandela im Wembley Stadion in London. Nicht nur machte dieser sie über Nacht – beziehungsweise über Nachmittag – zum Weltstar, auch zeigte er der restlichen Musikwelt, welch immense emotionelle Kraft ein geschickter singender Songschreiber freisetzen konnte. Nebenbei demonstrierte dieser Auftritt auch die Vorteile von simplen Bedürfnissen: alle anderen Künstler, die an dem Konzert auftraten, benötigten technisch aufwendige Anlagen – nur die eher zufälligerweise anwesende Chapman mit ihrer Akustikgitarre war im Stande, sofort die Bühne zu betreten, wenn wegen irgendwelchen Pannen irgendwo Pausen zu entstehen drohten.
Die Emanzipation des singenden Songschreibers nahm in den 1990er Jahren einen kontinuierlichen aber noch recht konventionellen Verlauf. Die Geschichte bis hin zum gewaltigen Chartserfolg von James Blunt, James Morrison, Ray Lamontagne, Corinne Bailey Rae und Konsorten ist an dieser Stelle schon früher erzählt worden (siehe Dossier Singer/Songwriter in The Title 05/2007).
Im Windschatten der kommerziellen Erfolge, nicht zuletzt dank den wirtschaftlichen Ängsten der Plattenfirmen, aber auch dank den zyklischen Veränderungen der Moden hat sich das Genre «Singer/Songwriter» in den letzten Jahren nun zu einem Tummelplatz der musikalischen Aussenseiter und Eigenbrötler gemausert, wie er das in den Sixties nie war. Gründe für diese Entwicklung gibt es viele. So ist in der gegenwärtigen Wirtschaftslage die Unterschrift eines singenden Songschreibers für ein Plattenlabel oft attraktiver als die einer Band. In diesem Fall braucht nicht ein ganzer, kapriziöser Haufen von hungrigen Mäulern einen Lohn, sondern nur der Möchtegern-Star persönlich – weitere Musiker werden einfach nach Bedarf herbeigezogen. Da deren Anstellung gewöhnlich nicht mit einem Mitspracherecht in