Billy Bragg und Patrick Fitzgerald («Safetypin Stuck in My Heart») zeigten Mut, sich als punkige Singer/Songwriter zu präsentieren – sie setzten sich von vergangenen Artgenossen dadurch ab, dass sie ihre Gitarre traktierten wie die Sex Pistols und ihr (politisches) Vokabular den neuen Verhältnissen anpassten. Im Nachhinein erstaunt es allerdings, dass so wenige Punks die Idee von Fitzgerald und Bragg aufgriffen: gerade sie mit ihrem DoItYourself- und Billigst-Ethos hätten doch erkennen müssen, dass es keine simplere, direktere Art eines unverbrämten musikalischen Selbstausdruckes gab als die des singenden Songschreibers. Allerdings war der Punk ein Herdentier – und auch das war zeitverbunden: man warf den Hippies Egoismus, den Post-Hippies noch mehr Egoismus vor, glaubte zudem, sich nur im Pack gegen die drohende Arbeitslosigkeit wehren zu können, und stürzte sich nach der Leimschnüffelorgie gemeinsam ins Getümmel der nächsten Demo.
Die Frauen waren es, die den singenden Songschreiber wieder mit einer Stimme versahen. Zuerst Suzanne Vega und kd lang, dann Tracey Chapman und Melissa Etheridge (ihre beiden Debüt-Alben erschienen 1988) waren smarte junge Frauen, die eindeutig nicht vom Planeten Vorgestern stammten. Die New Yorkerin Vega mit ihrem puertoricanischen Stiefvater und die dunkelhäutige Chapman aus Cleveland, Ohio, deren alleinerziehende Mutter sich als Putzfrau durchgeschlagen hatte, ehe die Tochter dank eines unerwarteten Stipendiums eine liberale Privatschule besuchen durfte, hatten schon ob dieser Herkunft eine andere Perspektive aufs Leben in den zeitgenössischen USA. Auch durch ihre Sexualität wurden ihre Auftritte und ihre Lieder sogleich in einen (sozial-)politisch brisanten Kontext gestellt: Chapman, Etheridge und lang outeten sich alle früher oder später als Lesbierinnen. Ganz abgesehen davon, dass sich die Frauenbewegung zu der Zeit überhaupt einer starken Phase mit grosser Medienpräsenz erfreute. Dann kam im Juni 1988 noch Chapmans stiller aber unglaublich autoritärer Auftritt beim