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das kulturelle überformat
Nr. 23 / 14. April 2009
#The Next Generation
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dossier: Singer/Songwriter II
The Next Generation

Die Damen leisteten Pionierarbeit, die Krise in der Musikindustrie wirkte als Katalysator. So stehen die singenden Songschreiber – weiblich wie männlich – heute wieder da, wo sie dank Bob Dylan und Joan Baez in den mittleren 1960er Jahren gestanden hatten, nämlich an der Spitze der Verkaufscharts und auf den Titelbildern der Zeitgeistillustrierten. Die Punks räumten nicht nur mit den Rocksauriern auf, sondern auch mit den rehäugigen Träumern, die zur edlen Gitarrenbegleitung schön formulierte Sprüche über ihr komplexes Emotionsleben dahinsäuselten. Als die Punks daherkamen, hatten die meisten singenden Songschreiber die politische Agenda längst vergessen, auf der Dylan, Phil Ochs und Pete Seeger Anfang der 1960er Jahre die Hälfte ihres Materials aufgebaut hatten.

Selbstverständlich war die Tabula Rasa-Haltung der Punks nicht gerecht: so wie ihr die vitale Canterbury-Szene um Soft Machine, Kevin Ayers und Robert Wyatt zum Opfer fiel, gerieten auch allerhand singende Songschreiber unter die Räder des neuen Zeitgeistes. Der Erfolg des Punk war möglicherweise der einhergehenden Garderobe und der Frisuren wegen verdient, nicht aber wegen des Inhalts der Lieder (die Liste der Opfer reicht von den feurigen Folkies Roy Harper und John Martyn über Joan Armatrading bis hin zum eigenwilligen Kanadier Lewis Furey).

Die Punks assoziierten den Singer/Songwriter mit tunnelhafter Nabelvision, sentimentaler Nostalgie und selbstgefälliger Ich-Ich-Ich-Haltung – und dies oft zu recht. Die Tatsache, dass Punks auch instrumentale Virtuosität als einen Ausdruck eines altmodischen, aus ihrer Sicht weltfremden und vor allem uncoolen Strebertums mit Misstrauen begegneten, verbannte auch subtile Könner in die Marginalien.






Bob Dylan

Joan Baez

Phil Ochs

Pete Seeger

Soft Machine

Kevin Ayers

Robert Wyatt

Roy Harper

John Martyn

Joan Armatrading

Lewis Furey

Patrick Fitzgerald

Billy Bragg