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das kulturelle überformat
Nr. 23 / 14. April 2009
#Im Gespräch: M. Ward
  6/7
dossier: Singer/Songwriter II
Im Gespräch: M. Ward

Experimente mit unmöglichen Kollaborationen

Jene Sehnsucht nach der angehaltenen Zeit findet ihre klangliche Entsprechung in M. Wards charakteristisch grobkörnigem Sound. Der üppig applizierte, schwimmende Hall und die da und dort zur artifiziellen Alterung in die Oberfläche geritzten Verzerrungen verleihen seinen Songs mehr als nur einen Hauch von Alternative History. «Ich wusste immer schon, dass ich in meiner Musik mit den Begriffen von Zeit und Raum spielen wollte», meint Matt Ward. «In Filmen und Büchern reizt es mich auch besonders, wenn der Sinn für das Wo und Wann der Handlung durcheinander gebracht wird, und ich glaube, Musik kann das auch.» Und wenn einmal die Zeitachse weit genug gebogen ist, ergibt sich Raum für seine geliebten «Experimente mit unmöglichen Kollaborationen.»
 
Um derlei Unmöglichkeiten überhaupt zu finden, muss Matt Ward heutzutage schon tief in der Vergangenheit auf Erkundungsreise gehen, wirft die zeitgenössische Musikwelt sich ihm doch längst von selbst an die Brust. Von Cat Power über Conor Oberst, Jenny Lewis und My Morning Jacket bis zu Norah Jones bedienen sich alle gern seines rauchigen Timbres oder geschmeidigen Gitarrenspiels, nicht zu vergessen das Projekt She & Him mit oben erwähnter Zooey Deschanel. «All diese Aufgaben sind für mich genauso wichtig wie meine eigenen Platten», behauptet M. Ward. «Mit dem Lernen der Lieder anderer Leute hab ich mir schliesslich das Gitarrespielen beigebracht, und ich lerne immer noch ständig hunderte Songs dazu. Die meisten davon sind zwar älter, aber auch die Songs meiner Freunde sind für mich immer eine wertvolle Weiterbildung.»


She & Him, «Volume One», 2008