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das kulturelle überformat
Nr. 23 / 14. April 2009
#King Creosote
  6/10
dossier: Singer/Songwriter II
King Creosote

warnte uns vor der Gefahr, dass grössere Labels unsere besten Kirschen wegpicken würden – ironischerweise genau das, was er mit Yorkston getan hatte. Er sprach uns ins Gewissen, dass wir das nicht geschehen lassen sollten. Zwar kenne uns noch niemand, sagte er, aber es stecke eine echte Kraft in dem Kollektiv, und früher oder später würden Musikfans mehr wissen wollen.»

Domino erklärte sich bereit dazu, dem Fence Collective mit Ratschlägen und Vermittlungsdiensten diskret unter die Arme zu greifen – dazu gehörte es auch, dass das Label aus der CD-R «Kenny & Beth’s Musakal Boat Rides» eine richtige CD machte. Zwei weitere Alben veröffentlichte King Creosote dann sogar über den Quasi-Indie-Ableger 679 Records der Gebrüder Warner. Beim ersten, «KC Rules OK», half ihm die nordenglische C&W/Elektronika-Band The Earlies bei den Aufnahmen, beim zweiten, «Bombshell», der Londoner Produzent Jon Hopkins. Beide Alben bewiesen, dass Andersons Songs nicht nur wegen des Lo-Fi-Gewandes charmant wirken: ihre verspielten Qualitäten kommen auch dann zur Geltung, wenn das Produktionsmäntelchen glatt geplättet und massgeschneidert ist – zumal sich sowohl die Earlies auch als Hopkins nicht gerade auf einen konventionellen Stil eingeritten haben.

Nun begegnete Anderson indes einem völlig unerwarteten Problem. Es lag in der Natur des Fence Collective, dass es Fans anzog, für die nicht nur die Musik zählte, sondern vor allem auch die puristische Anti-Establishment-Haltung, die sie darin orteten.


«KC Rules OK», 2006 (WEA/679)