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das kulturelle überformat
Nr. 23 / 14. April 2009
#King Creosote
  3/10
dossier: Singer/Songwriter II
King Creosote

Go Rimbaud («Songs in Bad Taste»), H.M.S. Ginafore («The Racket They Made»), The Pictish Trail oder auch Pip Dylan, ganz zu schweigen von den herrlich chaotischen Sammelalben, die jeweils dem Fencezine beilagen. Alle stecken sie im einheitlichen Kartoncouvert, die Liste mit den Songtiteln und allenfalls noch ein Cover-Image sind mit Klebstreifen draufgepflastert. Ein besonderer Leckerbissen ist das King Creosote-Album «Psalm Clerk». Es steckt in einem selbstgebastelten Kartoncover mit 3D-Effekt, dessen Herstellung Stunden erfordert haben muss!

Der Weg vom träumenden Verlierer zum strahlenden Trendsetter war lang – und doch auch wieder erstaunlich kurz. Kenny Anderson gehört nicht zu denen, die jammern im Leben. Statt sich im Frust zu suhlen, schreitet er lieber und gutgelaunt zur Tat. An der Universität hatte er pausenlos mit antiquarischen Tonbandgeräten und proto-elektronischen Instrumenten herumgespielt. Aber seine erste nennenswerte Band, das Skuobhie Dubh Orchestra, spielte Folk und Bluegrass. Die grosse Musikwelt stand gerade im Bann von Grunge und Techno und hatte für Hinterwäldlermusik keine Zeit. Drei Alben blieben auch im Indie-Underground ein wohlgehütetes Geheimnis. 1995 fiel das Orchester auseinander, Anderson zog sich nach Anstruther zurück, ein Fischernest an der schottischen Ostküste wie es in den Touristenbroschüren steht. «Ich sagte mir: wenn sich niemand ausser mir für die Musik interessiert, die mir gefällt, kann ich die Platten, die zu kaufen ich mir sowieso nicht leisten kann, ebenso gut selber machen.»


«Psalm Clerk», 2003 (Fence Records)