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das kulturelle überformat
Nr. 23 / 14. April 2009
#Interview mit Bonnie Prince Billy
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dossier: Singer/Songwriter II
Interview mit Bonnie Prince Billy

Ich glaube auch, dass es so besser wäre. Ich begreife nicht, warum Plattenfirmen ihre Künstler nicht öfters dazu anhalten, es so zu machen. Zum Beispiel jede Woche ein Interview zu geben. Das wäre für alle Beteiligten besser.

Kommt es vor, dass Ihnen ein Interview hilft, eine Sache besser in den Griff zu bekommen, weil Sie darüber reden müssen?

Idealerweise schon. Oft tut es das tatsächlich. Für diese Runde von Interviews habe ich mich geistig vorbereitet – ich habe mich darauf vorbereitet, dass ich emotionell total zerstört werde. Denn wenn man gewappnet ist, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass es auch eintritt. Ich nahm mir vor, Spass zu haben an den Gesprächen, denn ich lerne jedes Mal etwas von einer guten Konversation. Aber ein Interview nimmt ja immer wieder einen völlig unerwarteten Verlauf. Man wird in alle Richtungen gezogen, hin und her, und es kann ganz schön schwierig werden, all diese unerwarteten Dinge aus deinem Inneren zu zerren und dich darüber auszulassen. Sogar wenn’s positiv ist, ist’s schwierig. Man sitzt nachher da und denkt sich: Was mache ich jetzt? Jetzt, wo ich ganz unerwartet diesen Einblick gewonnen habe? Soll ich nun einfach nach Hause gehen und mein Leben im gleichen Stil fortführen? Interessant!

Was bereitet Ihnen mehr Mühe – Fragen über Ihre Vergangenheit oder Fragen über den kreativen Prozess?

Alles. Man weiss ja nie, was als nächstes kommt. Man wird völlig aufgewühlt, denn es sind ja oft Fragen, die man sich selber auch stellt. Da wird innert kürzester Zeit sehr viel blossgestellt. Und morgen kehre ich nach Kentucky zurück und werde von all den normalen Menschen umgeben sein, die ich jeden Tag sehe. Sie haben an dem Vorgang nicht teilgenommen, sind noch die gleichen wie vorher. Es wird schwierig sein, die Einsichten, die mir aufgezwungen worden sind, mit dem Alltag und diesen Menschen in Einklang zu bringen.

Hat Will Oldham darum Bonnie Prince Billy erfunden, so dass er aus dem Alltag aussteigen kann, um mit der Rolle des singenden Songschreibers eine Fantasiewelt auszuleben?


Um eine Fantasiewelt einrichten zu können, ja. Aber auch um eine Grenze zu schaffen, so dass es in den konfusesten Momenten wenigstens die Möglichkeit gibt zu sagen: die zwei Teile lassen sich auseinanderhalten. So weiss ich, dass meine Familie mit Will Oldham redet, wenn ich daheim bin. Ich muss mich am Tisch nie fragen, ob nun der gleiche