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das kulturelle überformat
Nr. 23 / 14. April 2009
#Interview mit Bonnie Prince Billy
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dossier: Singer/Songwriter II
Interview mit Bonnie Prince Billy

«You Don’t Love Me» gönnt er sich sogar ein schmetterndes Trompetensolo. Pedal Steel, Trompeten, Geigen, Querflöten, Handorgel begleiten die herrlichen Melodien. Oldhams Stimme selber hat zu einer samtenen Abgeklärtheit gefunden, die oft in einem witzigen Kontrast steht mit dem weiblichen Begleitgesang, der vor lauter engelhafter Ekstase knapp vor dem Ausrasten zu stehen scheint.

Wir treffen Will Oldham in der Lobby eines Trendhotels neben dem Londoner Bahnhof Liverpool Street. Oldham hat den Ruf, ein unbequemer Interview- Partner zu sein. Wir lernen ihn von einer ganz anderen Seite kennen. Er ist ganz in weiss gekleidet und gleicht kurioserweise aufs Haar dem Beach Boys-Sänger Mike Love in seinen Maharishi-Zeiten. Noch bevor der Recorder richtig läuft, fängt er an über die Unzulänglichkeit des Formates «Interview» zu reden:

Bonnie Prince Billy: ...jemand müsste sich endlich mal was besseres überlegen! Es müsste doch irgendwie möglich sein, eine Form zu finden, die rundum ausgiebiger und befriedigender ist. Allerdings will ich mich selber nicht mit der Frage beschäftigen – ich will nur Musik machen. Ich wünschte mir bloss, andere Leute würde mehr darüber nachdenken.

In letzter Zeit ist es mir ein paar Mal passiert, dass Musiker selber vorschlugen, dass man sich ausserhalb des üblichen CD-Interview-Turnus in einem Pub treffen sollte. In der Situation käme unweigerlich mehr heraus, man ist ungezwungen und kann sich ins Gespräch einleben.


Foto: © Jesse Fischler