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das kulturelle überformat
Nr. 23 / 14. April 2009
#Interview mit Bonnie Prince Billy
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dossier: Singer/Songwriter II
Interview mit Bonnie Prince Billy

Will Oldham war ein neugieriger und fleissiger Teenager. Aufgewachsen in Louisville, Kentucky (wo er heute noch lebt), spielte er neben der Schule Theater und liess sich von einem schottischen Kumpel in die Geheimnisse traditioneller britischer Folk-Musik einweihen. Prompt landete er in Hollywood und da in seiner ersten Rolle in John Sayles’s Bergwerk- Arbeiter-Drama «Matewan». Aber das Metier passte ihm nicht. Einige Jahre driftete er dahin und soll dann irgendwann – so berichtete der englische Observer vor einigen Jahren – im tschechischen Nest «Splitjogradia» gelandet sein. Die einzige Nennung, die ein Google-Search für diesen Ort zu Tage fördert, ist indes eben diese Nennung im Observer. Es drängt sich damit der Verdacht auf, es handle sich bei der Geschichte um geschickt gestreute Mythos-Kreierung.

Zurück in Kentucky soll Oldham nach einem Zusammenbruch mit Hilfe seines Bruders langsam die Stimme als Songschreiber gefunden haben. Nach einigen Palace Brothers-Alben streifte er sich 1998 das Pseudonym Bonnie Prince Billy über, unter welchem er seither immer wieder überraschende Alben und Koproduktionen veröffentlicht, darunter ein Album von Cover-Versionen mit der Post-Rock-Band Tortoise («The Brave & The Bold») oder ein Live-Album mit der schottischen Folk-Gruppe Harem Scarem («Is It The Sea»). Die Musik auf seinem neuen Album «Beware» ist kaum mehr wiederzuerkennen neben der existentialistischen Kargheit der frühen Alben. Auf «Beware» trägt Oldham die Instrumente ganz dick und wohlproduziert auf und suhlt sich förmlich in der Freude an euphorischen Refrains. Gegen Ende von


«Is It The Sea?», Live-Album mit Harem Scarem und Alex Neilson, 2008 (Domino)