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das kulturelle überformat
Nr. 13 / 4. April 2008
#Interview mit Moby
  7/9
musik
Interview mit Moby

damals ungemein viel. Die gesamte Postpunk-Phase hat sämtliche Stile in der heutigen Musik nachhaltig beeinflusst, sei es Rockmusik oder Electronica. Die damaligen Bands experimentierten herum, mit neuen Instrumenten, mit anderen Stilen. Und jedes meiner Alben ist in seiner Art eine Hommage an diese Zeit. Als ich elf Jahre alt war, hatte ich diesen Gitarrenlehrer, der in einer Heavy Metal Band spielte, aber mich zwang, komplizierte Fusion-Sachen wie Larry Carlton nachzuspielen. Seitdem bin ich allergisch gegen komplizierte Musik. Als ich das erste Mal The Clash hörte, dachte ich: was übe ich hier eigentlich auf meiner Gitarre? (lächelt)

Punkrock ist eine der direktesten Arten Musik zu machen. Die Emotion wird direkt und ungeschönt umgesetzt. Nun sitzen Sie aber hier alleine in Ihrem Studio und basteln an Ihren Alben. Das ist ein völlig anderer Zugang zur Musik.

Als ich Mitte der achtziger Jahre die Elektronik für mich entdeckte, war ich begeistert von zwei Dingen: erstens konnte ich ab sofort alles selber spielen und war nicht auf eine Band angewiesen. Und zweitens ergibt sich daraus eine unglaubliche Bandbreite an Klängen. Da ist eine Gitarre, so sehr ich Ihren Klang liebe, doch arg limitiert. Selbst brillante Leute wie Adrian Belew und Robert Fripp stossen an ihre Grenzen. Durch die Elektronik wird dagegen jedes Geräusch auf diesem Planeten als Klang nutzbar.

Gegen Ende erhält «Last Night» einen Charakter, der in seiner Art an die frühen Sachen von Tangerine Dream erinnert.

«Last Night» ist ja ein Kondensat einer achtstündigen Reise durch die Nacht. Gegen Ende wird es deshalb etwas experimenteller, langsamer, wenn der Tag langsam anbricht. Ich mag Tangerine Dream, aber was Krautrock betrifft, dann favorisiere ich doch sehr stark Can. Aber meine Lieblingskrautrockband kommt nicht aus Deutschland, sondern aus New York. Silver Apples heissen sie. Aber es ist immer so eine Sache. Da liebt man eine Band, die lange Jahre kaum einer kannte, und dann werden sie plötzlich ungemein trendy. Beim New Yorker Duo Suicide, deren Musik ich liebe, war das auch so. Bei Joy Division auch. Und dann muss man sich sagen: das ist ja immer noch gute Musik, auch wenn es plötzlich alle aus Modegründen hören (lächelt).

Sie arbeiten alleine in Ihrem Studio. Aber dann benötigen Sie irgendwann einen Austausch, eine Sängerin oder einen Rapper. Wie geht dieser Arbeitsprozess vonstatten? Wie muss man sich ihn vorstellen?

Es gibt Momente beim Erarbeiten eines Songs, da merkt man, hier fehlt etwas Entscheidendes. Dann beginnt man zu suchen. Man versucht es mit anderen Instrumenten, mit Samples oder aber, man sendet den Song zu einer anderen Person, die vielleicht etwas hinzufügen kann.