Zweimal dasselbe völlig anders

Man muss schon genau hingucken, um den optischen Unterschied der beiden Alben zu erkennen, die im Dezember 1970 zur selben Zeit erschienen und offiziell als erste Soloalben von John Lennon und Yoko Ono gelten. Auf Lennon’s «Plastic Ono Band» lehnt Yoko Ono am Baum und Lennon liegt in ihrem Schoss. Auf Onos Werk sind die Rollen vertauscht. Der jeweilige Hauptprotagonist lehnt sich an den anderen, der ihn hält und stützt.
Beide Alben sind auch heute noch, ganze 38 Jahre nach ihrem Erscheinen grossartig und faszinierend anzuhören. Nachdem das Paar zuvor schon mit kuriosen Experimentalalben wie etwa dem «Wedding Album» und «Two Virgins» von sich reden machten und deswegen musikalisch kaum noch ernst genommen wurden, änderte sich dies mit «Plastic Ono Band» radikal.

Das Hauptaugenmerk lag vornehmlich und nicht weiter verwunderlich auf Lennons Album. Gegenüber dem Rolling Stone machte er damals deutlich: «The poetry on this album is superior to anything I’ve ever done because it’s not self-conscious…». Es unterschied sich denn auch radikal von allem, was man mit der Musik eines Beatle in Verbindung brachte. Während George Harrison auf «All Things Must Pass» und seinem Hit «My Sweet Lord» der Spiritualität huldigte, riss Lennon alles vom Sockel, was nicht niet- und nagelfest war. Der Song «God» traf denn auch Millionen von Beatles-Fans wegen des Satzes «I don’t believe in Beatles» mitten ins Herz.

I don't believe in magic

I don't believe in I-ching

I don't believe in Bible

I don't believe in Tarot

I don't believe in Hitler

I don't believe in Jesus

I don't believe in Kennedy

I don't believe in Buddha

I don't believe in Mantra

I don't believe in Gita

I don't believe in Yoga

I don't believe in Kings

I don't believe in Elvis

I don't believe in Zimmerman

I don't believe in Beatles

I just believe in me...
Yoko and me
aus John Lennon, «God» (1970)