Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 13 / 4. April 2008
#Interview mit Moby
  4/9
musik
Interview mit Moby

den New Yorker Clubs sind sehr eklektisch. Sie legen Tanzmusik auf, aber das reicht von Donna Summer bis hin zu den Rolling Stones. Und die meisten DJs spielen dabei Musik aus einer Zeit, lange bevor sie selber geboren wurden. Das fand ich sehr interessant. Ich wollte also nicht die Tanzmusik neu erfinden und sehr futuristisch klingen, sondern die Atmosphäre einer solch eklektischen Nacht im New York des Jahres 2007 einfangen.

«Last Night» scheint in vielerlei Hinsicht eine «altmodische» Platte zu sein. Heute ist vieles überproduziert und digital abgestimmt. Auf «Last Night» findet man viel Soul und viel Wärme, etwas, das die heutige Tanzmusik kaum zu bieten hat. Werden Sie mit zunehmendem Alter auch nostalgischer?


Gut möglich. Ich bin jetzt 42 und lebe ja schon seit Jahren hier am selben Ort. Wenn man heute in einer Bar sitzt und einem Song zuhört, realisiert man plötzlich: ich war schon vor zwanzig Jahren in dieser Bar und habe demselben Song zugehört. Es ist irgendwie wie in diesem Film «Groundhog Day» mit Bill Murray. Gerade in New York ist es speziell. In dieser Stadt wechselt dermassen viel, aber die Dinge, die diesem Wechsel nicht ausgesetzt sind, stehen dafür seit Jahrzehnten vollständig still. Und wenn man an einem dieser Orte ist, dann merkt man: der einzige Unterschied zwischen damals und heute ist die Tatsache, dass ich zwanzig Jahre älter bin. Das ergibt dann ein permanentes Abstimmen zwischen

dem Heute und dem Gestern. Ein Gefühl, das nicht entstünde, wenn man alle Jahre die Stadt, in der man lebt, wechseln würde. Aber so lebe ich halt in diesem temporalen Schleier (schmunzelt).

Wenn Sie schon über New York City sprechen. Wie wichtig ist die Stadt für Sie und Ihre Musik?

Ich stecke hier fest (lächelt). Das beginnt schon mit der Tatsache, dass ich keinen Fahrausweis besitze. Zudem bin ich Veganer. Es gibt keinen anderen Ort auf der Welt, an dem es sich als Veganer einfacher leben lässt. Dann leben alle meine Freunde auch hier und das Studio, das ich besitze, ist auch hier. Also selbst, wenn ich New York verlassen möchte: es geht nicht. Zudem ist New York das Zentrum der Welt. Seit Jahrhunderten strömen Millionen von Menschen hierher, das gibt es in keiner anderen Stadt. Und im Falle von «Last Night»: in keiner anderen Stadt gibt es seit Jahrzehnten eine derart konstante Clubkultur wie hier. New York ist eine Partystadt und jedes Land dieser Welt ist hier repräsentiert. New Yorker sehen sich auch nicht als Amerikaner.

Sie haben zwei Hip-Hop-Tracks auf dem Album. Der eine ist «I Love To Move In Here» mit dem legendären Grandmaster Caz und steht für die Anfänge. Der neue heisst «Alice» und hat mit Aynzli Jones einen jungen britischen Rapper als Gast. New York