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das kulturelle überformat
Nr. 13 / 4. April 2008
#Interview mit Lightspeed Champion
  3/7
musik
Interview mit Lightspeed Champion

Dev Hynes, was klimpern Sie da gerade?

Das ist nur ein Song, an dem ich arbeite. Ich bereite ein Album vor, das nur aus Instrumental-Tracks bestehen wird.

Im Ernst?

Aber ja, ich mache immer wieder so eigenartige Sachen. Das sind im Schnitt so drei- bis viermonatige Perioden. Im Moment versuche ich mir vorzustellen, dass ich einen Soundtrack für einen Film schreiben muss, der in den Siebzigern Jahren spielt (zupft brasilianisch jazzige Akkorde). Ich hab ein paar kleine Stücke dafür in Arbeit. Ich denke da an Holzblasinstrumente und ungewöhnliche Taktwechsel... (wechselt von einem verlangsamten Samba-Rhythmus in einen Walzer und wieder zurück)
 
Gerade eben haben Sie ein paar Major7-Akkorde gespielt, während Sie von den Siebzigern redeten. Damals wäre das für viele Pop-Schreiber noch eine ganz frische Entdeckung gewesen, denn der Tropicalia-Boom hatte gerade erst eingeschlagen. Diese neu importierten Akkorde müssen sehr magisch geklungen haben.

Genau. Und mich erregen diese Akkorde immer noch sehr. Es ist fast schon nicht mehr wirklich cool, sie zu verwenden, aber ich tue das dauernd. Vermutlich zu oft.

Aber Sie sind bloss 21 Jahre alt. Haben sie da nicht naturgemäss einen sehr abstrakten Begriff von den Siebzigern? Für Sie sind diese genauso weit weg wie für die Musiker damals die Dreissiger.

Ja, daran denke ich auch immer, wenn ich zum Beispiel die Ramones höre. Die kamen in den Siebzigern heraus, aber ihr Sound orientierte sich stark an den Fünfzigern. Lustig, nicht? Das ist so, als wenn eine junge Band heute nach den frühen Achtzigern klingen würde.

Was ja gerade dieser Tage auch nicht selten vorkommt...


Stimmt. Das kommt vor.

Der weit verbreitete Anspruch, dass Bands etwas vollkommen Eigenständiges machen sollten, das es so noch nie zuvor gegeben hat, war also eigentlich immer ein Mythos?

Ja, eigentlich hat es das nie gegeben. Im Nachhinein betrachtet, trifft das bei den Ramones sogar auf die Kleidung zu. Allein diese Lederjacken! Natürlich haben sie das alles auch ein bisschen angepasst, um ihrer Zeit zu entsprechen. Aber die Art, wie sie über Mädchen sangen, entsprach ziemlich genau dem Fünfziger-Ideal davon, wie Mädchen sein sollten. Jedenfalls in den Songs, in denen es nicht um Nazis oder so etwas ging. Es waren dieselben drei Akkorde, und es ging darum, ein Mädchen zum Tanz auszuführen. Ich habe