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das kulturelle überformat
Nr. 13 / 4. April 2008
#Lightspeed Champion
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musik
Lightspeed Champion

Im Londoner Büro der Plattenfirma Domino Records sitzt Devonte «Dev» Hynes auf einer Couch und zupft gedankenverloren an seiner Gitarre herum. So verträumt wie er mit grossen Augen durch seine dicken Hornbrillen guckt, sieht er aus, als könnte er kein Wässerchen trüben. Dabei hat er es faustdick hinter den Ohren. Schon Hynes’ frühere Band Test Icicles war ein rabaukenhaftes Musterbeispiel übersprudelnder pubertärer Energie, von ihrem frech an männliche Keimdrüsen gemahnenden Namen, über den schieren Krach ihres Trash/Punk/Crossover-Sounds bis zu ihrer plötzlichen Auflösung, nachdem sie schlicht und einfach die Lust dran verloren hatten.
Unter dem Pseudonym Lightspeed Champion macht Dev Hynes nun, zumindest solange ihm das Spass macht, melodiöse Songs mit reichlich Streichern und akustischen Gitarren. Nachdem Domino Records eines seiner Demos an Conor Oberst, das ewige Wunderkind des amerikanischen Songwriting, weitergegeben hatte, regnete es gegenseitige Sympathiebezeugungen zwischen London und Omaha, Nebraska. Also fuhr Dev genau dorthin, um mit Produzent Mike Mogis und Arrangeur Nate Walcott, den beiden musikalischen Köpfen hinter dem orchestral gereiften Sound von Obersts Projekt Bright Eyes, ein erstaunliches Solo-Debüt namens «Falling Off The Lavender Bridge» aufzunehmen, dessen launischer Folk-Pop sich – zum Beispiel in der kurzweiligen zehnminütigen Mini-Oper «Midnight Surprise» – so manche überraschende Wendung gönnt.
Als wir ihn zum Interview treffen, hat Hynes aber längst ganz andere musikalische Streiche im Sinn…