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das kulturelle überformat
Nr. 13 / 4. April 2008
#Interview mit Camille
  5/8
musik
Interview mit Camille

Das Arrangement ergibt sich dann von selbst. Ich suche dann auch nicht nach der perfekten Aufnahme. Manchmal ist und bleibt der erste Gedanke der Beste. Und weniger ist immer mehr.

Da Sie oft mit sich selbst singen, also die eigene Stimme mehrspurig aufnehmen, sind Sie zu einem gewissen Grad auf die Technik angewiesen.

Ja, darin besteht natürlich eine Gefahr, weil man mit Software heute ja fast alles machen kann. Wenn ich mich mehrstimmig aufnehme, dann tue ich das nie nach der Methode Copy/Paste. Ich singe jede Spur neu. Ich würde die Technik auch nie dazu benutzen, meine Stimme zu verfremden. Ich versuche neue Sounds immer natürlich zu erzeugen.


Sie müssen ja auch fähig sein, den Song live umzusetzen.

Genau. Zudem sehe ich ein Studioalbum nicht als ein perfektes Abbild eines Zustandes. Für mich ist eine Platte ein Schnappschuss, ein «Making of», ein «Work in progress». Es zeigt bloss, wo ich mich künstlerisch zum Zeitpunkt der Aufnahmen befand.

Sie singen auf «Music Hole» sowohl in Französisch wie in Englisch. Zwei völlig unterschiedliche Sprachen mit unterschiedlichen Qualitäten.

Französisch ist mehr analytisch, aber auch intimer. Englisch dagegen ist eine sehr orale Sprache. Wenn man Französisch spricht, dann bleibt die Sprache vielmehr im Mund und es geht vielmehr um Konsonanten, die Vokale dagegen sind sehr knapp. A, E, I, O, U. Im Englischen geht es um den Diphtong, die Vokale werden fast schon gesungen. Sänger machen sich dies zunutze und bleiben manchmal ewig auf dem Vokal hängen, so wie Yeeeeeaaaaaaaaahhhhhhh (singt). Ich benutze Englisch mehr, um Geschichten zu erzählen, um etwas auszubreiten, Französisch eignet sich dagegen gut für den perkussiven Ausdruck und für den Subtext.

Fühlten Sie sich demnach mit der französischen Sprache zu limitiert?

Nein, aber ich denke, Sprache ist ein wichtiger Bestandteil von Musik.